- 420 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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folgenden Abschnitten vorausgesetzt, denn nur so können diese an einen anderen Rechner übertragen und das Experiment reproduziert werden.

3.  Vermittlung, Weiterverwendung und Zitierung von Experimentierdateien

Das im vorigen Abschnitt vorgestellte Protokoll verfolgt den Zweck, anderen Forschern das Experiment zu vermitteln und es ihnen zu ermöglichen, mit Hilfe des Protokolls und der im Protokoll aufgeführten Dateien, das Experiment auf ihrem eigenen Rechner nachzuvollziehen oder zu modifizieren und eigene Forschung zu treiben. Computerexperimente sind somit fast ohne Aufwand reproduzierbar und der Versuchsaufbau weiterverwendbar. Dies ist mit Experimenten in anderen Disziplinen, die physisch existierende Objekte (wie z. B. Menschen oder einen Protonenbeschleuniger) voraussetzen, bisher kaum möglich gewesen.3

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In der Physik wird gefordert, daß Experimente mit anderen Geräten reproduzierbar sind, wenn diese die gleichen Eigenschaften wie die im Protokoll beschriebenen Geräte haben. Darum sind physikalische Experimente im allgemeinen reproduzierbar, wenn auch manchmal nur mit großem Aufwand.

Das Kopieren und Verändern von Dateien erzeugt jedoch ein mehrschichtiges Verwaltungsproblem, dem wir uns im folgenden zuwenden wollen und das eng mit der Fragestellung verbunden ist, was die Identität einer Datei ist und wie in Zukunft Daten zitiert werden. Mit der Identität eines Buches meinen wir im allgemeinen nicht die physische Identität, sondern das, was man beim Zitieren als Basis für eine Seitenzahl angibt, nämlich Autor, Titel und Auflage des Buches. Bereits das Weglassen der Auflagennummer kann (aber muß nicht) zu fehlerhaften Zitatstellen führen.

Wir wollen nun betrachten, inwiefern Texte im World-Wide-Web mit Büchern in zitatologischer Hinsicht vergleichbar sind. WWW-Adressen haben die Eigenschaft, auf Texte oder gar Textstellen im Internet zu verweisen und es gibt Hilfsmittel (Browser) mit deren Hilfe man sich die Texte beschaffen kann. Im Gegensatz zu gedruckten Büchern sind Texte im Internet oft nicht stabil: Sie werden verändert, aktualisiert, verschwinden oder ändern Ihre Adresse, der WWW-Server ist manchmal nicht erreichbar, etc. In diesem Sinne ist das World-Wide-Web wie ein großes dynamisches Buch, das ständig in neuen Auflagen erscheint, wobei die alten Auflagen vom Markt verschwinden und die Zitate von Abschnitten nur nach und nach aktualisiert werden.

Ob die Inhalte im WWW dynamisch oder statisch sind, hängt von den Informationsanbieter ab (dies sind Personen, Firmen, Institutionen usw.). So garantieren manche Anbieter, daß die Inhalte zitierbar bleiben, d. h. daß die Texte in einem Archiv fixiert aufbewahrt werden. Für verläßliches wissenschaftliches Arbeiten braucht die Gemeinde der Forschenden (insbesondere die der Computer-Experimentatoren) also ein institutionell betriebenes Archiv für weiterverwendbare und zitierbare Dateien.


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