Zu den Aufgaben der Lehrenden gehört auch die kritische Prüfung geeigneter
Lernsoftware. In die Entscheidung gehen Erfahrungen aller am Lern- und Übungsprozess
beteiligten ein. Wichtiges Kriterium für die Auswahl von Lern- und Übungssoftware ist
ihre Eignung zur Förderung des sozialen Lernens. In der neueren Literatur zum
Computereinsatz in der Grundschule finden sich Berichte über Gruppenarbeitsformen
am Computer. Sie belegen, „dass Grundschüler überwiegend gerne zu zweit oder dritt
am Computer arbeiten. Die soziale Einbindung der ,Computerarbeit‘ . . . sollte durch
das methodische Arrangement . . . ziel- und gegenstandsgemäß gefördert werden.
Einzelarbeit sollte aber auch . . . möglich sein . . . “ (Mitzlaff S. 1998, S. 28). Im
Rahmen des Osnabrücker Projekts „Computereinsatz im Musikunterricht an
Grundschulen“ wird neben der Einzel- und Partnerarbeit auch in größeren Lerngruppen
gemeinsam geübt. Damit ein flexibler Einsatz im Unterricht möglich wurde, waren an
die Gestaltung der eingesetzten Lernsoftware methodische und didaktische
Anforderungen zu stellen, die im folgenden anhand des Computerkollegs Musik erläutert
werden.
Methodische Aspekte des CKM – Gehörbildung
Interaktivität
Das wesentlich Neue des Computers als Lernmedium liegt in der Interaktivität des
Mediums mit dem Lernenden. Das Verhalten des Lernenden ruft direkte Reaktionen und
durch diese bedingte Aktionen des Programms hervor. Dadurch, dass der Lernende in
eine Interaktion mit dem Programm tritt, macht er eigenständige Erfahrungen, die eine
neue Qualität des Lernens ermöglichen. Die aktive Beteiligung des Lernenden führt
dabei zu einer intensiveren Durchdringung und Aneignung der Inhalte, die erworbenen
Fähigkeiten werden tiefer verankert. Einen nachhaltigen Einfluss auf den Lernerfolg hat
daher die Gestaltung der Interaktion des Programms mit dem Lernenden. Mögliche
Probleme des Lernenden, sei es Überforderung, Unterforderung, Verständnis- oder
Bedienungsschwierigkeiten bei der Arbeit mit dem Programm, die Motivation und die
Selbsteinschätzung des Übenden können positiv beeinflusst werden. Die Qualität der
Konzeption und Ausgestaltung des Lernprogramms sind also von besonderer
Bedeutung.
Wichtig für eine gute Interaktionsfähigkeit von Lernprogrammen ist zum einen, dass
sie dem Schüler geeignete Eingabemöglichkeiten zur Verfügung stellen. Die Reaktionen
des Programms müssen differenziert, angemessen und variabel sein. Die Forderung nach
Differenzierung versteht sich eigentlich von selbst, wird aber in vielen Lernprogrammen
nur rudimentär umgesetzt. Ein wesentlicher Grund dafür ist die sich aus der
Differenzierung ergebende Komplexität der Programme. Jede Differenzierung stellt
eine Verzweigung auf dem Weg durch das Programm dar. Sie muss sowohl
konzeptionell-inhaltlich als auch programmiertechnisch durchdacht und erarbeitet
werden. Die Gestaltung dieser Verzweigungen und aller dadurch möglichen und nötigen
Wege durch das Programm erfordert komplexe Programmstrukturen. Sie lassen sich
nicht in lineare Schemata pressen. Auch die Variabilität, also das Vermeiden einer
monotonen Lernumgebung, erfordert entsprechend hohen Aufwand. Die Interaktivität
computerunterstützter Lernprogramme macht ihre besondere Ef-