- 35 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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Die stürmische Entwicklung der Computertechnik hat auch für andere
Bereiche der Elektronik, so auch für die Musikelektronik, Möglichkeiten be-
reitgestellt, die man vor einiger Zeit noch für reine Zukunftsmusik hielt.

Ein Ergebnis der rasch fortschreitenden Entwicklung digitaler Elektronik
ist der digitale Naturklangspeicher (engl. Digital Sound Memory, abgekürzt
DSM) des Soundlab-Synthesizers, ein für Modulsynthesizer bisher noch nie
realisiertes Modul.*

Es handelt sich hier um einen Baustein, der sonst nur in extrem teuren
Computersynthesizern eingesetzt wurde, so daß hiermit die Grenzen des ana-
logen Synthesizers überschritten werden und das Soundlab-System zum (ana-
log/digitalen) Hybridsynthesizer erweitert wird. Das Modul erlaubt die digi-
tale Speicherung eines beliebigen Klangs (z. B. eines Trompetentons, eines
Gitarrenakkords, eines gesungenen Worts, eines Trommelwirbels), der so-
gleich wie die elektronisch erzeugten Töne eines Oszillators weiter verarbei-
tet oder gesteuert werden kann, so daß man auf der Tastatur Melodien und
Rhythmen mit dem gespeicherten Klang spielen kann.

Die Umwandlung natürlicher Klänge in elektrische Spannungen durch ein
Mikrophon verläuft zunächst einmal in analoger Form (analog bedeutet gleich-
förmig, entsprechend, stetig), d. h. den mechanischen Schwingungen der
Saiten eines Instruments, den dadurch bewirkten Druckschwankungen der
Luft und den wiederum davon ausgelösten Bewegungen der Mikrophon-
membran entsprechen exakt die vom Mikrophon erzeugten elektrischen
Schwingungen. In analoger Form werden derartige Schwingungen dann z. B.
verstärkt oder mit einem Tonbandgerät aufgenommen usw. Alle beschriebe-
nen oder noch zu beschreibenden Module des Soundlab-Synthesizers sind
analog arbeitende Bausteine.

Nur das DSM-Modul geht einen Schritt weiter. Es wandelt die analogen
Spannungen in digitale Spannungssignale um, indem es mit einem sogenann-
ten Analog-Digital-Konverter eine analoge Schwingung mit großer Schnellig-
keit regelmäßig abtastet, Spannungsproben entnimmt (Sample = Probe) und
diese Werte in konstante Zahlenwerte im Binärcode (einem Zahlensystem
mit nur zwei Ziffern bzw. zwei Spannungszuständen) verrechnet und als
Zahlenfolge im Speicher festhält. Die analogen Spannungen werden also
quasi in kleine Stücke zerhackt, deren Werte dann in digitaler Form gespei-
chert werden können. Digital (von lat. digitus = Finger) bedeutet (im Gegen-
satz zu analog) so viel wie stufenförmig, diskret, zählbar.

(Es gibt einige Ähnlichkeiten mit dem bewegten Film, der genau besehen
als digitales Verfahren beschrieben werden könnte. Denn eine Kamera wählt
in kurzen, immer gleichen Zeitabständen, kurze Ausschnitte der Realität aus,

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*Wer über dieses Modul nicht verfügt, kann diesen Abschnitt getrost überspringen.


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