- 48 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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Wie ist nun eine Schwingungsform näher bestimmt, was macht den typi-
schen Klang eines mechanischen oder elektronischen Instruments aus?
Vergleichen wir zunächst den Klang der vom VCO abgegebenen Schwin-
gungsformen, dann läßt sich leicht heraushören, daß die Sinusschwingung
erheblich dunkler und fahler klingt als etwa die Sägezahnschwingung. (Dies
fällt vor allem dann deutlich auf, wenn man eine tiefere Frequenz für den
Hörvergleich wählt.)

Der Grund liegt darin, daß sich - mit Ausnahme des Sinustons - die
Schwingungsformen aller (!) anderen Töne und Geräusche aus mehr als
nur einer Frequenz zusammensetzen. Ausschließlich der Sinuston entspricht
einer einzigen Frequenz, die mit der wahrgenommenen Tonhöhe identisch
ist.
Es läßt sich zeigen, daß sich alle anderen Schwingungen aus Sinusschwin-
gungen aufbauen (Klangsynthese) bzw. in diese auch zerlegen lassen (Klang-
analyse). Der Physiker FOURIER stellte den Satz auf, daß jede (komplexere)
Schwingung als eine Summe von Sinusschwingungen aufzufassen ist.
Der Sinuston ist folglich das ,Atom' der gesamten Klangwelt.

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Anmerkung für elektronisch Interessierte:
Für den Physiker ist daher nur der Sinuston wirklich ein Ton, alle aus
Sinusschwingungen zusammengesetzten Schwingungsformen nennt er Klang.
Ein musikalischer Ton. ist für ihn bereits ein Klang. Einen musikalischen
Klang, z. B. einen Dreiklang, bezeichnet der Physiker dagegen als Zusammen-
klang. (Wir folgen hier dagegen dem musikalischen Sprachgebrauch).

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Also auch komplizierteste aperiodische Schwingungen aus der Welt der
Geräusche lassen sich letztlich auf eine Vielzahl einzelner Sinusschwingun-
gen zurückführen.
Handelt es sich um periodische Schwingungen, um Töne, dann stehen
diese Teilschwingungen, meist Teiltöne oder Partialschwingungen genannt,
immer in einem ganzzahligen Verhältnis zur Grundfrequenz der Ausgangs-
schwingung.
Und nur die tiefste und zumeist auch intensivste Schwingung bestimmt
unseren Tonhöheneindruck; die anderen Teiltöne wirken sich dagegen als
spezifische Klangfarbe aus.
Die tonhöhenbestimmende Grundschwingung nennt man auch Grundton,
die klangfarbenbestimmenden Teiltöne entsprechend Obertöne. Stehen ihre
Frequenzen in einem ganzzahligen Verhältnis zur Grundschwingung, spricht
man auch von harmonischen Obertönen. Alle Obertöne zusammen bilden
die Obertonreihe eines klanglichen Gebildes (Abb. 26).
Eine Erklärung zum Sprachgebrauch: Der Grundton ist der erste Teilton,
der erste Oberton dann der zweite Teilton, usw.


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