Folge struktureller Erstarrung und nur in Einzelfällen unmittelbare Folge von mangelnder Offenheit der sie tragenden Personen gegenüber Neuem. Diejenigen Musikpädagogen, die mit jeder Neuerung im musiktechnologischen Bereich und deren Einzug in die Musiksäle den Untergang des Abendlandes beschwören, die sind mittlerweile jedenfalls kaum mehr zu vernehmen.
5. Zur Bedeutung der veränderten Hörgewohnheiten von Jugendlichen
Es dürfte unbestritten sein, daß die neuen Musiktechnologien, die vor allen Dingen in der Form von Computereinsatz und Sampling in der massenmedialen Musik massiv präsent sind, einen enormen Einfluß auf die Hörgewohnheiten und die musikalische Sozialisation heranwachsender Menschen haben. Insofern sind neue Musiktechnologien auch in hohem Maße erzieherisch wirksam: nicht als Bestandteil der von der Schule inszenierten Lernprozesse, aber im Rahmen außerschulischer Musikerziehung. Die Frage, ob und wie die Schule in diese Lernprozesse eingreifen soll, wird allerdings durchaus kontrovers diskutiert, denn selbst unter der - derzeit hypothetischen - Voraussetzung, am fehlenden Geld und am mangelnden Know-how der Pädagogen läge es nicht, kann man zu unterschiedlichen Folgerungen über Aufgaben und Stellenwert des Computers im Musikunterricht der Allgemeinbildenden Schule gelangen. Ich möchte zum Schluß einige mögliche Standpunkte vortragen und diese zur Diskussion andeuten. Bei den Vorkenntnissen und Vorerfahrungen der Schüler anzusetzen, sie dort abzuholen, wo sie stehen, all das kann dafür sprechen, dem Computer breiten Raum im Musikunterricht einzuräumen. Um die Musik der Schüler ein Stück weit in den Unterricht hereinzuholen, dazu bedarf es seitens des Lehrers nicht so sehr im engeren Sinne besonderer musikalischer Fähigkeiten, sondern dazu benötigt man ein professionelles Equipment, d.h.: man braucht vor allen Dingen eine anständige Sound-Bank. Schüler messen die Qualität der Musik, auch der von ihnen selbst gemachten, am Sound. Ein guter Sound ist ihnen als Qualitätskriterium so wichtig, und die ästhetische Bedeutung des Parameters Sound ist so dominant, daß sie schlampige Phrasierung und schlappes Timing mitunter nicht einmal als Mangel empfinden. All dies sind schwerwiegende Argumente für eine Integration der aktuellen Musiktechnologien in den Musikunterricht. Hinzu kommt, daß die Arbeit am Bildschirm eine den Schülern vertraute Kommunikationsform ist. Die Gegenthese lautet, Aufgabe des Musikunterrichts sei es gerade, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, Musik mit dem Körper, mit den Ohren, der Stimme oder einem körpernahen Instrument zu erleben. |