Spielarten der Live-Elektronik), sondern auch (und das ist mir wichtig) in der Literatur, wo die vordem über esoterische Zeitschriften oder spärliche Lesungen unzureichend verbreitete Lautdichtung futuristischer, dadaistischer, lettristischer Observanz sich zur nicht gerade omnipräsenten, aber immerhin gut repräsentierten akustischen Poesie mauserte und nach der Emanzipation des Hörspiels vom narrativen Vorwurf gegen l970 in die Radiokunst mündete: ins Ressort akustischer Spielformen, etwas weniger verfänglich ausgedrückt, dessen Grenzen abzustecken (oder richtiger stets aufs neue zu durchbrechen) sich seither Autoren aus Musik und Literatur gleicherweise bemühen: Mauricio Kagel, Dieter Schnebel, Bruno Maderna im eingangs angespielten Ages, Luca Lombardi, Luc Ferrari, etwas später John Cage, Mathias Spahlinger, Heiner Goebbels auf der einen Seite, Gerhard Rühm als Wechselgänger, Helmut Heissenbüttel, Franz Kriwet, Henry Chopin, Barry Bermange, Bill Fontana auf der anderen Seite; das mit Stücken, die einesteils sich dezidiert aufeinander zu bewegen (Berios Omaggio a Joyce würde heute im Hörspiel laufen und damit ein breiter gestreutes Publikum erreichen), andernteils auch bereits Seitentriebe und Ableger auszubilden begannen: in den Soundscapes, Klangskulpturen, akustischen Environments.

Und wenn gewiß auch im Hörfunk die Programmstrategien sich verändert haben, die Innovationsfreudigkeit der fünfziger Jahre erlahmte, Konzert- und Sendereihen im Dienste der neuen Musik zurechtgestutzt, gar aufgelassen wurden, so hat das zumindest im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Deutschlands vergleichsweise solide verankerte Hörspiel einen Teil der freigewordenen Kapazitäten auffangen können und insgesamt einer Deregulierung im Sektor Komposition Vorschub geleistet, die ich zu den spannendsten Ergebnissen des Einbruchs der Medienwelt in die Welt der Musik zähle.