Vorwort:Wege durch das Metapherngestöber Vorwort » Wo beginnen? Alles kracht in den Fugen und schwankt. Die Luft erzittert vor Ver-gleichen. Kein Wort ist besser als das andere, die Erde dröhnt von Metaphern …« 1 So ließ sich mit Ossip Mandelstam jene Tagung beschreiben, die unter dem Titel Die Metapher als ›Medium‹ des Musikverstehens vom 17. bis 19. Juni 2011 an der Universi-tät Osnabrück durchgeführt wurde.» Wo beginnen?« Das haben sich auch die Referentinnen und Referenten gefragt, die sich aus ihrer jeweiligen fachspezi schen Perspektive dem Gegenstand angenä-hert haben, den weitgespannten, komplexen thematischen Rahmen einer interdiszi-plinären Tagung erahnend und mit einer heterogenen Zuhörerschaft rechnend, die sich weitgehend jenseits eines eingewohnten familiären Auditoriums bewegt, das sie aus ihren heimatlichen Wissenschaftsdisziplinen kennen. Thematische Schwer-punkte wurden im Vorfeld untereinander abgestimmt, in einem dynamischen Pro-zess immer wieder neu justiert, teils verworfen, um dann wiederum neue Wege in andere und noch unbekannte Richtungen einzuschlagen.» Wo beginnen?« , ließe sich fragen, wenn die einzelnen Beiträge dieses Bandes von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen und kein gemeinsames Wissen in bereits ausgetretenen Wegen oder eine Verortung in etablierte Theoriestränge zu er-warten ist. Unweigerlich kommt es daher zwischen den einzelnen Beiträgen zu Überschneidungen, diese erscheinen uns jedoch notwendig, weil jeder einzelne Zu-gang auch für sich gelesen und verstanden werden möchte. » Wo beginnen?« fragen wir uns als Herausgeber dieses Bandes, die das umfäng-liche Material sichten und es sich nun zur Aufgabe machen, den geneigten Leser durch das Dickicht der vielfältigen thematischen Aspekte dieser Tagung zu führen. Es gibt hier keine eindeutigen Wege, keine schlüssige Ordnung oder einspurigen Systematisierungen. In Anlehnung an Paul Celans Gedichtsprache lässt sich daher nur raten: Mitten hinein in dieses Metapherngestöber!Die einleitenden Überlegungen von Bernd Enders, Gerhard Schmitt und Jürgen Oberschmidt versuchen zunächst, die zentralen Begriffe Metapher, Medium und Ver-stehen aus den ursächlichen Zusammenhängen der begleitenden Wissenschaften zu lösen, in einen interdisziplinären Kontext zu stellen und erste Fäden in dem viel-schichtigen Gewebe ihres Zusammenwirkens zu knüpfen.1 Ossip Mandelstam, hier zit. nach Werner Ingendahl, Der metaphorische Prozeß, Methodologie zur Erfor-schung der Metaphorik, Düsseldorf 1979, S. 15.