vi Vorwort I – Die Metapher aus wahrnehmungs- und kognitionswissenschaftlicher Perspektive Ob » Schwarzes Loch « oder » Schwarzer Mann « , ganz gleich ob Fach- oder Kinder-sprache also, die Metapher ist aus beiden Sprachformen nicht wegzudenken. Ger-hard Schmitt skizziert in seinem Aufsatz zunächst die Bedeutung der Arbeiten von Georg Lakoff und Mark Johnson für einen af rmativ gewachsenen Umgang mit der Metapher in den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen. Dann werden dafür Beispiele genannt, sie umfassen Publikationen im Rahmen der Pädagogik, der Fach-sprachenforschung, der Symboltheorie, im Rahmen diverser Formen der Psychothe-rapie, der Rezeptionsgeschichte und Rezensionsanalyse sowie der musikalischen Analyse und der Hermeneutik.Barbara Dehm-Gauwerky unternimmt den Versuch, vor dem Hintergrund von A. Lorenzers Interaktionstheorie den Metaphernbegriff für die Musik zu diskutieren und Zusammenhänge zwischen verschiedenen intersubjektiven und gesamtgesell-schaftlichen Interaktionsformen aufzuzeigen: Die Brückenfunktion der Metapher zeigt sie an einem Beispiel aus der Entwicklungspsychologie (der nichtwortsprachli-chen Einigungen zwischen Mutter und Kind), einem Fallbeispiel aus der psycho-analytischen Musiktherapie zum Problem der interkulturellen Verständigung und anhand von Hörassoziationen zum dritten und vierten Satz aus G. Ligetis Klavier-konzert.In Anlehnung an die neuere Linguistik spricht Günter Kleinen von einem syste-matischen Mapping, wenn konkrete Erfahrungen in Sprache gegossen werden, eine auch für musikalische Verstehensprozesse gültige Feststellung. Für seine Topogra-phie musikbezogener Metaphern liefert er als empirischen Beleg eine qualitative Analyse von 110 Texten, die sich auf Musik der verschiedensten Genres beziehen. Die gefundenen inhaltlich begrenzten Codes lassen den Schluss zu, dass bei der mu-sikalischen Wahrnehmung ähnliche Prozesse wie bei der Metaphernbildung ablau-fen: Sie erklärt die innere Welt des Denkens sowohl im Sprachgebrauch als auch in der Wahrnehmung der Musik. Erinnert wird an die Tradition der Gestalt- und Ganzheitspsychologie aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts (speziell bei Ernst Kurth und Albert Wellek). Deren Sichtweisen werden bestätigt und könnten die ak-tuellen Diskussionen der musikalischen Kognitionspsychologie bereichern.Eine Metapher überträgt. Gunter Kreutz richtet seinen Blick nun nicht auf einen kognitiven Ertrag dieser Übertragung, sondern fragt nach positiven Nebenwirkun-gen dieses Übertragungsprozesses, den Wirkungen von Musik auf Psyche, Wohlbe- nden und Gesundheit der durch Musik in zierten Menschen. Eröffnet wird hier – ausgehend von verbreiteten subjektiven Selbsterfahrungen ein weites Forschungs-feld mit unterschiedlichen empirischen Zugängen, von epidemiologischen Ansätzen bis hin zu experimentellen oder quasi-experimentellen Methoden: Fragen nach Transferwirkungen zwischen regelmäßigen musikalischen Beschäftigungen und persönlichem Be nden sind demnach keineswegs auf therapeutische Kontexte oder Bereiche der Gesundheit professioneller Musiker beschränkt, sie erreichen vielmehr