Vorwort ix Bernhard Müßgens beschäftigt sich in seinem Beitrag mit Hans Mannens Ballett Metaforen, das 1965 in Den Haag uraufgeführt wurde und sich aus heutiger Sicht als Wegmarke einer neuen Ballettentwicklung erweist, da es unter anderem durch eine neue De nition des Rollenverständnisses und Partnerschaftsverhältnisses zwischen Männern und Frauen bestimmt ist. Van Mannens Ballette entwickeln seither eine beständig sich differenzierende Metaphorik persönlicher Auseinandersetzung zwi-schen gleichberechtigten Personen unter der Bedingung ihrer individuellen Freiheit. In Anlehnung an Lakoff und Johnson könnte die Konzeptmetapher hier heißen: Tanz ist Gleichberechtigung. Konfrontiert wird dieses Denken mit der Persönlichkeits-Systeme-Interaktions-Theorie des Osnabrücker Psychologen Prof. Dr. Julius Kuhl, die komplexe Wechselwirkungen zwischen vier konkurrierenden Makrosystemen der Persönlichkeitsdynamik unter dem Einfuss der mit ihnen verbundenen gegen-sätzlichen Affekte und Emotionen beschreibt. Anhand des langsamen Satzes aus Brahms‘ Klarinettenkonzert und dem Beginn der siebten Sinfonie von Anton Bruckner sowie an Beispielen metaphorischer Mu-sikbeschreibungen erläutert Christoph Richter, worin der pädagogische – sowohl der musikpädagogische als auch der musikübergreifende – Nutzen und Erkenntnis-gewinn des metaphorischen Denkens und Redens bestehen könnte. Hierzu bedient er sich einer Doppelformel: Aufgrund von metaphorischen Vorstellungen soll eine Musik genauer erfasst werden – und mit Hilfe von Musik soll allgemeines Verste -hen entfaltet werden.IV – Musikalische Analyse Um dem Begriff der Metapher beziehungsweise der Metaphorizität konstituiert sich ein inzwischen vielfältiges Angebot von musikspezi schen Theorieansätzen. Chris-tian Thorau geht in seinem einleitenden Beitrag nun der Frage nach, warum die Metapher nur zögerlich als methodisches Instrument musikwissenschaftlicher und vor allem musikanalytischer Diskussion angenommen wird. Als Ursache macht er aus, dass die Metapher als ein Phänomen, eine Funktion oder eine Denkform gese-hen wird, das bzw. die erst entsteht, wenn sprachliche Beschreibungen zu Musik und zur Musikerfahrung hinzutreten. Diskutiert wird, wie ein Ansatz, der versucht, dieser Abgrenzung von Musik und Sprache durch einen medienübergreifenden Be-griff von Kognition zu begegnen, weiterentwickelt werden kann, ohne das Musiks-pezi sche zu verlieren. Michael Spitzer weist in Schuberts Sinfonie Nr. 7, der » Unvollendeten « , die Emotion Furcht nach. Dabei stützt er sich u. a. auf die Arbeiten von Juslin und Slo-boda zum Thema Musik und Emotion, in denen von » Freude « , » Zärtlichkeit « , » Traurigkeit « , » Ärger « und eben » Furcht « als den fünf musikalischen Grundemotio-nen die Rede ist. Unter der anthropomorphen Prämisse, dass Musik ein emotionales Verhalten hat, zeigt sich dieses auf vier Ebenen, die Spitzer als evolutionary ›elabo-ration‹, personal theory, hermeneutic level und ecological level bezeichnet. Die Ana-lyseergebnisse belegen anhand konkreter Notenbeispiele, dass die musikalischen