2 Bernd Enders, Jürgen Oberschmidt, Gerhard Schmitt tische bzw. Lexemmetaphern konstituiert sich nach der mentalen Konzeptualisie-rung, die in weiten Teilen unbewusst abläuft. Mithin ist Sprache im Allgemeinen und Wissenschaftssprache im Besonderen weder sachlich noch unsachlich oder gar poetisch bzw. rhetorisch, sondern wörtlich. Man spricht über etwas in jener Weise, in der man es sich vorstellt, unbewusst wohlgemerkt. Das gilt für des Knaben Wun-derhorn ebenso wie für ein schwarzes Loch – und wir handeln gemäß der Weise, wie wir uns Dinge vorstellen. Aufgrund dieser neuen Erkenntnislage scheint nun eine Neubewertung von Wissenschaftssprache und ihre Konzeptualisierungen vonnö-ten.Doch können Metaphern und deren Konzeptualisierungen wirklich unser Den-ken leiten? Wie bestimmen musiktheoretische Konzepte unsere Wahrnehmung, de-ren kognitive Verarbeitung und ihre sprachliche Darstellung? Wie sind individuelle, unvermutete Sinnzuschreibungen im Instrumentarium der musikalischen Analyse aufgehoben? Wäre die Metapher ein geeignetes Transportmedium, um sich dem oft bemühten Topos der » Unsagbarkeit « anzunähern, der sich hinter Victor Hugos paradox anmutendem Aphorismus verbirgt? Erste Anstöße, die eine Betrachtung des Zusammenwirkens von Musikerleben und den angebahnten Verstehenspro-zessen befördern sollen, um hier das eigentliche Potential der kognitiven Meta-pherntheorie zu entfalten.Wie in der Rezeptionsgeschichte der Metapher auch, hat der Begriff Medium es schwer, allgemein verstanden zu werden und wird eher als » unscharfer « Terminus aufgefasst. Im ursprünglichen Sinn etwas Vermittelndes oder Übermittelndes mei-nend, so wird der Begriff im Plural verwendet noch komplexer, umfassender, unge-nauer, denn mit Termini wie Medien oder Multimedia oder Hypermedia usw. wird je nach Fachdisziplin, philosophischer Perspektive und gesellschaftlichem Umfeld gar vielerlei verbunden, teilweise unzulässig vermischt, verwechselt. Immer aber geht es um den Austausch von Informationen und ihren Codes, um Wahrnehmung, um Bedeutung, um Verstehen, um Kommunikation, also um ein Bezugssystem von medial bestimmten Begriffen, deren Bedeutungsrahmen diskutiert und präziser de- niert werden muss.En vogue ist der medientheoretisch zu bestimmende Begriff der Medialität; er muss aus inhaltlichen Gründen weiter differenziert werden, um ihn dem Vorwurf der Unschärfe und Trivialität zu entziehen. Doch wie gestalten sich nun genau die medial geprägten Kommunikationsprozesse, im Hinblick auf das Verstehen von Musik? Verschiedene Medien schaffen die Bedingungen des Wissens, des Verste-hens: Wie aber kon guriert sich das zu vermittelnde Wissen über den Gegenstand, wie tritt dieser in den Prozess der Vermittlung selbst ein? Hat dieser Prozess mit dem zu tun, was wir landläu g als » medial « bezeichnen? Schaffen neue Medien auch neue Bedingungen des Wissenserwerbs? Sind sie ursächlich für Veränderun-gen oder selbst ein Produkt, das sich einem veränderten Bedarf anpasst?Medium und Metapher. Gemeinsam scheinen diese Begriffe stark: Medien ver-mitteln Wissen, Metaphern schaffen Wissen. Eine erste zu prüfende Annäherung, die Medium und Metapher als Leitkategorien des Musikverstehens zu etablieren