4 Bernd Enders, Jürgen Oberschmidt, Gerhard Schmitt diese anhand von Sprachbeispielen systematisierbar gemacht werden können, dies ist das besondere Verdienst von Lakoff und Johnson.2 Mit der Entstehung von Konzeptualisierungen im Besonderen geht die Verarbei-tung von Sinneseindrücken im Allgemeinen einher. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist die schiere Menge an Sinneseindrücken aller beteiligter Sinnesorgane im-mens. Würde das Hirn hier nicht selektiv eingreifen, wäre Reizüberfutung die fata-le Folge. Die Evolution hat sich aus praktischen Gründen für ein Ökonomieprinzip des Geistes entschieden. Diese Ökonomie schafft gewissermaßen Ordnung, wäh-rend die Sinnesorgane ihre Arbeit verrichten und ihre Informationen unablässig in Richtung Schaltzentrale schicken. Als Konsequenz werden die Wahrnehmungsin-halte limitierenden Gesetzen zur Gestaltbildung unterworfen. Das Besondere an die-sem Wahrnehmungsmechanismus: das Gehirn ergänzt selbständig Gestalten – die Wirklichkeit, oder zumindest das, was wir dafür halten, ist somit eine Konstruktion.Die Wahrnehmung von Musik oder Kunst und die sich daraus ergebenden Ver-stehensvorgänge beruht entsprechend dieser spezi schen Wahrnehmungssituation auf dem ebenso spezi schen Erkennen von Strukturen und Gestalten, oder besser: auf dem, was mir mein Geist zuschiebt, doch bleibt der Geist untrennbar mit dem Körper verbunden. Geht man von einem explizit konstruktivistischen Selbstver-ständnis von Weltbezug aus, dann basiert die Wahrnehmung des Menschen auf Pro-zessen, die die Ähnlichkeitsbeziehungen von Merkmalen zu komplexen Gefügen zusammenfassen, deren Strukturen wiederum die Wahrnehmung organisieren.Diese Körperlichkeit von Kognitionen bedeutet, dass aller Erkenntnisprozess das Ergebnis eines wechselseitigen Austauschprozesses zwischen dem Subjekt und sei-ner Umwelt.Die Sprache dient dabei primär der Kommunikation und hat die Aufgabe, dem Menschen eine bewusste Kontrolle seines Tuns zu ermöglichen bzw. die Mitteilung dessen, was er meint verstanden zu haben. Folglich sind die Hirnareale für das Sprachzentrum andere als jene für die automatisierten und weitgehend unbewuss-ten Prozesse. Doch diese Kontrolle ist eine Illusion, weil die frühen körperlichen Er-fahrungen alle rationalen Entscheidungen dominieren.3 Sprache über Musik bei-spielsweise spiegelt auf der höheren Sprachebene, was sich auf der unteren Ebene latenter Konstruktionen ereignet hat. Die metaphorischen Konzeptualisierungen sind eben genau Ausdruck dieser den Menschen bestimmenden Verstehenspraxis.Medium – Medien – Medialität Musik ist Klangkunst, mithin künstlerisch gestalteter Klang, der zum einen zur akustischen, elektroakustischen oder elektronischen Produktion, Reproduktion, Dis-tribution und Rezeption essentiell von Medien (als audio- oder musiktechnische 2 George Lakoff und Mark Johnson, Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern, Heidelberg 1997.3 A. Lorenzer 1984, S. 161. Lorenzer spricht von » einsozialisierten Interaktionsformen « . Sie bilden die Basis für die » mit Bewußtsein betriebene menschliche Praxis.«