Metapher – Medium – Verstehen. Perspektiven der Forschung 7 und der Wissen (oder Erkenntnis?) » schaffenden « Metapher. Statt Begriffe wie Me-dium, Medien oder Medialität inhaltlich zu überdehnen und ihre heterogenen Theo-rieansätze sogar auf eigentlich fundamentalphilosophische Fragestellungen der On-tologie, Epistemologie, Ästhetik u. a. m. auszudehnen, sollten Medienwissenschaft-ler sich vielleicht auf die Terminologie angrenzender und länger etablierter Fachdis -ziplinen wie Philosophie, Logik, Psychologie, Semiotik und auch Musikwissen-schaft besinnen und schauen, ob sich nicht für manche neuartigen wie neuartig er-scheinenden Fragestellungen spezi sche und bewährte Begriffe nden, die den wachsenden Wirrwarr der medientheoretischen Terminologie entfechten und den Weg zu einer allgemeinen Medientheorie ebnen könnte, die sich in den Kanon tra-dierter Wissenschaften sinnvoll einbetten ließe. Das Symposium sollte eine weiter-führende Plattform für die Schärfung der diversen Medienbegriffe und der damit einhergehenden Inhalte und Fragestellungen aus musikwissenschaftlicher Perspek-tive bieten.Musiklehren und –lernen mit Metaphern Wie jede Auseinandersetzung mit dem Metaphorischen gehorcht auch der pädago-gische Zugriff einem ungeschriebenen Gesetz, bei Aristoteles anzusetzen, der be-reits konstatiert, dass die Metapher ›Wissen‹ verschafft und das Lernen fördert.9 Die paradoxe Ausgangslage besteht nun darin, dass die Metapher als Sprachphänomen allgegenwärtig ist, die Pädagogik und besonders die Musikpädagogik ihre Produk-tivkraft aber noch nicht genügend erkennt. Sie erscheint hier eher alten, substitu-tionstheoretischen Traditionslinien verhaftet, weil sie sich in den Dienst einer Wis-sensvermittlung stellt, um Laien Fachwissen zu vermitteln, indem Sie Begriffe in all-tagstaugliche Metaphern übersetzt. In diese Tradition fügt sich etwa Walter Herzogs Plädoyer für Metaphern, ein Versuch, die veranschaulichende und komprimierende Fähigkeit der Metapher in den Blick zu nehmen: » Ein schulischer Stoff, der in einer begriffichen Sprache darstellbar ist, lässt sich allmählich von seinen metaphori-schen Krücken befreien und den Schülern ›wörtlich‹ nahebringen « .10 Die Metapher gilt hier – wie auch häu g im Musikunterricht – als Hilfskonstruktion zweiter Wahl, die einer eigentlichen Analyse vorangestellt wird.Karl-Heinrich Ehrenforth hat bereits einen besonderen musikpädagogischen Blick auf Metapher und Metaphorizität eingefordert: » Für den Transfer von einer Sprachebene in die andere ist die Metapher unverzichtbar. Darüber ist in der Musik-pädagogik nur sehr wenig nachgedacht worden. Der Gebrauch von Metaphern er-fordert eine Sprachphantasie, die nicht einmal allen Musiklehrern hinreichend ver-fügbar ist. Sie ist nicht mit einer unverbindlichen, ›blumigen Rede‹ zu verwechseln. Metaphern sind bildhaft-vorsymbolische Brücken der Verständigung und verwei-sen in den Raum des Unsagbaren, der für die Künste mindestens ebenso wichtig 9 Aristoteles: Rhetorik. Hrsg. von F. G. Sieveke, München 1980, 1410b.10 Walter Herzog: Plädoyer für Metaphern. Versuch, ein vergessenes pädagogisches Problem in Erinnerung zu rufen. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 1983 (1), S. 299–332., hier S. 313.