Die Metapher im Leben und in der Lehre –Stand der aktuellen Metaphernforschung Die Metapher im Leben und in der Lehre Gerhard Schmitt » Das Wesen der Metapher ist das Verstehen und Erleben des einen Dings oder Vor-gangs mit den Begriffen eines anderen Dings oder Vorgangs « .1 Seit nunmehr dreißig Jahren beeinfusst diese Metaphernde nition von George Lakoff und Mark Johnson die Wissenschaft in den verschiedensten Disziplinen. Die Quintessenz von » Meta-phors we live by « ist: Nicht die Metapher, die man spricht ist wichtig, sondern das zugrunde liegende Konzept. Längst hat die moderne Metapherntheorie den Rahmen der kognitiven Linguis-tik ihrer Urväter verlassen: Ob Fachsprachenforschung oder Symboltheorie, die ver-schiedenen Formen der Psychotherapie, Rezeptionsgeschichte und Rezensionsana-lyse, musikalische Analyse oder Hermeneutik – hier wie dort gelangt man über sie zu neuen Erkenntnissen. Lakoffs und Johnsons Verdienst liegt in dem empirisch validierten Nachweis, dass der Mensch all sein Wissen und Verstehen auf der Basis basaler Grunderfah-rungen generiert. Diese beinhaltet eine Phase des Erfühlens und Ertastens der das Kleinkind umgebenden Welt hin zum entwickelten Menschen. Die hier gewonne-nen Daten, auch als image schemata bezeichnet, dienen der Verknüpfung des Wissens und seiner Begriffe der einen, bereits bekannten Quelle mit einem noch nicht ver-standenen Ziel. Wer das grundlegende Prinzip dieser Verknüpfung verstanden hat, gewinnt systematische Einblicke in die Art und Weise der menschlichen Wissensan-eignung und den sich daraus konstituierenden Sprachformen. Bei der Analyse die-ser Sprache lassen sich Metaphernkonzepte nachweisen. Sie sind bei einer metapho-rischen Projektion gewissermaßen übergeordnete Formeln, Brücken oder Projektio-nen, aus denen die sprachlichen Umsetzungen, die Lexemmetaphern, erst noch her-vorgehen werden.1 Vgl. George Lakoff und Mark Johnson, Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern, Heidelberg 2005, S. 13; original: The Metaphors We live by, Chicago 1980.