Die Metapher im Leben und in der Lehre 13 metaphorisch gefüllt wird. Alles, was hier nun geschieht, sind Kausalitäten dieses einen Geschehens.6 Abb. 2: image schemata, z. B. Quelle: HOCH / TIEF, Ziel: Tonhöhe In der Alltagssprache tauchen diese Konzepte in verblüffender Dichte und Selbst-verständlichkeit wieder auf. An ihnen explizieren Lakoff und Johnson nichts Gerin-ges als den prinzipiellen Gang der menschlichen Wissensaneignung. Bei dieser wer-den stets aufs Neue alte Quellbereiche des Wissens (Konzepte) zum Füttern eines noch unbekannten Zielbereichs hergezogen. Somit steht fest, dass Kinder- und Erwachsenenidiom, Märchen- und Wissen-schaftssprache, nach den gleichen Prinzipien entstehen. » Schwarzes Loch « oder » Schwarzer Mann « , beides ist als das Produkt eines Transfer unbewusster Konzepte in kognitive Sprachmuster anzusehen. Die hieraus entstandenen Konzeptualisierun-gen sind Teil einer sich immer wieder erneuernden Kreislaufs bei der Schaffung neuer Erfahrungen bzw. neuen Wissens.Im Laufe der Zeit kommt es in den Kognitionswissenschaften schließlich zur all -gemeinen Neubewertung des menschlichen Körpers als wissensbildende Instanz, was auch die Metapherntheorie beeinfusst. In der modernen Embodied Cognitive Science versteht man alles Tun des Menschen als eine gemeinsame Leistung aus Kör-per und Geist. Die Körpererfahrung ist folglich von großer Bedeutung. Johnson leitet daraus eine Theorie des Körperlichen ab und publiziert diese unter Titeln, die Kör-per, Fleisch und Geist in ihrer Relevanz de facto gleichsetzen.7 Sprachen Lakoff und Johnson noch von Ziel- und Herkunftsbereich der konzeptuel-len Metapher, verwendet man heute vorrangig den Begriff Domäne. Das, was in der 6 Die Aspekte des menschlichen Lebens wie Handlungen/ Tätigkeiten, Ereignisse und Zustände wer-den im Wesentlichen in den Begriffen von Substanzen, Gefäßen und Objekten konzeptualisiert. Am ein-deutigsten lässt sich eine Objekthaftigkeit für Ereignisse und Handlungen nachweisen, etwa » den Abiball besuchen « oder » der Gefahr die Stirn bieten.« Doch gibt es auch Überschneidungen. Ein Ren-nen kann je nach Gewichtung ein Objekt sein (zum Rennen gehen) oder ein Gefäßobjekt (im Rennen sein): ein guter Spurt in diesem Rennen steht für eine sich darin be ndliche Substanz. Das Beispiel des Wasser-zubers, das Lakoff und Johnson anführen, verdeutlicht anschaulich gleich mehrere Aspekte: Der Zuber repräsentiert zunächst ein (genuines) Gefäßobjekt, also Materie, die man besteigt; ihr Inhalt ist die Ge-fäßsubstanz, die man ebenfalls besteigt (ins Wasser steigen, Ebd. S. 40). Aber man kann auch sagen: » Sie spielen diese Musik im Radio « , wobei das Radio ebenfalls Materie darstellt und somit metaphorisch ein Gefäß, jedoch kein genuines Gefäßobjekt.7 Vgl. Mark Johnson, The Body in the Mind. The Bodily Basis of Meaning, Imagination and Reason, 1987; zusammen mit George Lakoff, Philosophy in the Flesh: The Embodied Mind and Its Challenge to Western Thought, New York 1999.