14 Gerhard Schmitt einen Domäne abstrakt und unbekannt ist, wird von der anderen durch ihre » image schemata « strukturiert. Die Funktion der Brücke heißt » cross-domain-mapping « (CDM). Es steht für das Prinzip der Verknüpfung von Domänen und schöpft aus der Quelle von Erfahrungen, z. B. die ontologische Grunderfahrung HOCH/TIEF. Das CDM verknüpft diese früher unbewussten, dann aber mit Begriffen belegte Erfah-rung auf neue Erfahrungsbereiche (z. B. eine Tonhöhe).8 Was also kann die Meta-pher leisten?Zunächst einmal ist der Metaphernbegriff selbst Forschungsgegenstand, denn er gehört zur gesamtkulturellen Erbmasse, erinnert sei nur an die Metapher in der an-tiken Rhetorik. Mit expliziten Bezug eben darauf, verweist die aktuelle Publikation des gleichnamigen Forums » Metaphorik.de « auf die Bedeutung der Metapher im Hinblick auf aktuelle Themen, auf die Bedeutung der Arbeiten von Lakoff und Johnson, aber auch deren Überbewertung des Innovationsgehalt.9 Ebenfalls Anlass zur Kritik sieht eine weitere aktuelle Publikation aus dem Bereich der Linguistik in der Vernachlässigung der Kohärenzgedankes durch Lakoff und Johnson in sprachli-chen Sondersituationen, etwa in einem Kloster.10 Die Fachsprachenforschung stellt ein weiteres geeignetes Anwendungsgebiet der kognitiven Metapherntheorie dar. Trotz Kritik auch hier − vor allem die unscharfe Begriffstrennung zwischen Struktur- und ontologischer Metapher wird bemängelt − überwiegt insgesamt der Zugewinn, den Petra Drewer in » Die kognitive Metapher als Werkzeug des Denkens « skizziert, etwa mit Bezug auf die systematische Ver-gleichbarkeit der Lexemmetaphern auf der sprachlichen Oberfäche.11 Durch diese Vergleichbarkeit wird es möglich, auf Analogien bei der Theoriebildung zu schlie-ßen.Um eine Art Fachsprache handelt es sich auch bei der Benennung der einem Stück (Klang-)Kunst innewohnenden Bedeutung, wie sie sich in der Wahrnehmung desjenigen, der das Stück analysiert oder auch nur beschreibt, anbietet. Mit dem Schwerpunkt Linguistik und Musik ist jüngst ein Buch erschienen, das sich eben mit dieser Art Sprache über Musik beschäftigt.12 Nicht unerwähnt darf in diesem Zu-sammenhang die Arbeit von Christian Thorau bleiben, » Semantisierte Sinnlichkeit. Studien zur Rezeption und Zeichenstruktur « . Hier bedient sich der Autor einer be-sonderen Symbol- und Metapherntheorie, den » Languages of Art « von Nelson 8 Johnson bezeichnet das CDM in der Musik als » massive experimentelle Strukturierung « , weil es nicht allein aus ontologischen Grunderfahrungen gespeist wird, sondern auch hochwertigere Entitäten wie » Werte « , » Theoriebildungen « , » Ziele « etc. (Johnson 1987, S. 130) berührt.9 www.Metaphorik.de 19/2010, hrsg. von H. Clarenz-Löhnert, M. Döring, K. Gabriel, O. Jäkel, K. Mutz, D. Osthus, C. Polzin-Haumann, J. Visser, Hannover 2011 (letzter Stand 03.2011). Mit Verweis auf die Jahrtausende alte Tradition der Metapher seit Aristoteles, nimmt dieses Forum eine durchaus kritische Haltung gegenüber den Arbeiten Lakoffs und Johnsons ein.10 Inga Axmann: Leben in Metaphern: Die kognitive Metapherntheorie von Lakoff/Johnson, München 2009, S. 18.11 Vgl. Petra Drewer: Die kognitive Metapher als Werkzeug des Denkens. Zur Rolle der Analogie bei der Gewin-nung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, Tübingen 2003.12 Vgl. Josip Dujmovic: Musik und linguistische Metapher: Musik und Sprache in der wissenschaftlichen Literatur. Eine Untersuchung zu Aufkommen und Einteilung von Metaphern in der Textsorte Werk-einführung, Saarbrücken 2010. Eine interdisziplinäre Arbeit, die von Seiten der Linguistik her das The-ma Metapher erhellt, sie mit dem den besonderen Stellenwert der Metapher in der Musikwissenschaft korreliert und sich zur Aufgabe macht, Konzertprogramme zu analysieren.