Die Metapher im Leben und in der Lehre 15 Goodman, die in den letzten zehn Jahren eine erstaunliche Nachfrage genießt.13 Sie ermöglicht es, Musik in den Grenzen ihrer Selbstreferenzialität zu de nieren. Eben-falls nicht unerwähnt bleibt, dass auch Ursula Brandstätter gerne auf die Symbol-theorie Goodmans zurückgreift, um die verschiedenen Begegnungen der Musik und die jeweiligen symboltheoretischen und semantischen Implikationen, sei es mit Sprache oder in der bildenden Kunst, befriedigend beschreiben zu können.14 Da passt es, dass sich eine aktuelle Publikation für den Bereich der Musikpädago-gik mit den Bildern in der Musikerziehung beschäftigt. In » Pictures of Music Educa-tion « geht die amerikanische Autorin Estelle R. Jorgensen der Frage nach, ob der Musikunterricht und seine Didaktik nicht besser von vornherein metaphorisch an-gelegt sein sollten. Hier ist die Metapher für Lehrende wie Lernende eine feste Grö-ße im Musikunterricht.15 Es geht weitestgehend darum, den Lehrenden didaktisch anzuleiten und sein neues Können auch anzuwenden. Im gleichen Sinne zu verste-hen ist das, was Jürgen Oberschmidt der Metapher vor dem Hintergrund der Erfah-rungen im gymnasialen Schulunterricht attestiert.16 Hier ist die Metapher nicht nur » viel klüger als ihr Verfasser « , sondern sie steht auch für die Chance, abstrakte Wahrnehmungsinhalte und schulische Theorie zu verknüpfen. Anschaulich stellen Beispielen aus dem Unterrichtsalltag das individuelle Verstehenspotential der Schü-ler, das auf metaphorischen Konzeptualisierungen beruht, unter Beweis. Die Kritik richtet sich an überkommene Unterrichtsformen, die dieses Potential eher brachlie-gen lassen.Der Aspekt der Körpererfahrung, der den abstrakten Teil des CDM strukturiert, ist insbesondere für die Psychotherapie von Interesse. Sofern man hier einen Schlüs-sel zur Dekodierung der Botschaften in therapeutischen Gesprächen oder Anwen-dungen ndet, sind Heilungserfolge oder zumindest Linderungen möglich. Die Therapieformen sind ganz unterschiedlich. Ob bei der allgemeinen Formulierung und Analyse von Metaphern zum Zweck der therapeutischen Kommunikation oder 13 Christian Thorau: Semantisierte Sinnlichkeit. Studien zur Rezeption und Zeichenstruktur der Leitmotiv-technik Richard Wagners, Stuttgart 2003; Nelson Goodman: Languages of Art: An Approach to a Theory of Symbols, Indianapolis 1976. 14 Vgl. Ursula Brandstätter: Musik im Spiegel der Sprache. Theorie und Analyse des Sprechens, Stuttgart 1990; sowie: Bildende Kunst und Musik im Dialog. Ästhetische, zeichentheoretische und wahrnehmungspsychologi-sche Überlegungen zu einem kunstspartenübergreifenden Konzept ästhetischer Bildung, Augsburg 2004; Grundfragen der Ästhetik. Bild – Musik – Sprache – Körper, Weimar 2008.15 Estelle Jorgensen: Pictures of Music Education, Bloomington 2011. Die Autorin geht von der Prämisse aus, dass das Erleben von Musik im Prinzip metaphorisch sei, folglich sollte es auch die Musikerzie-hung sein. Dies ist nachvollziehbar, vergegenwärtigt man sich nur die übliche Praxis des Gebrauchs von Bildern, um etwa die Theorie der Musik rüberzubringen. Die theoretischen Modelle sollen erhalten bleiben, um, angereichert mit dem erklärenden Potential von Bildern, eine neue Didaktik der Musiker-ziehung zu etablieren. Angestrebt werden Metaphern und Modelle, die einen zunächst hohen Grad an Verallgemeinerung aufweisen, diesen aber allmählich verlieren und konkretisieren (S. 9). Interessan-terweise handelt es dabei um Metaphern- und Modellpaare wie » Boutique und Konsum « (Kap. 2) oder » Fabrik und Produktion « (Kap. 6). Es werden eine Vielzahl solcher Paare herangezogen und in eige -nen Kapiteln erläutert, wobei der jeweils erste Begriff die Metapher darstellt, der zweite das jeweils as-soziierte Modell. Dieses wiederum ndet Anwendung auf die Kernelemente der Musikerziehung, nämlich praktische Musik, Lehren, Lernen, Instruieren (pädagogische Interaktion zwischen Lehrer/ Schü-ler) sowie die Verwaltung des Instruierten (S. 12). Anhand des Metaphern- und Modellpaares » Meeres-küste und Energie « wird z. B. Die Vorstellung von Musik als Bewegung refektiert, die, wenn auch nur zu bekannt, unter diesem erklärenden Überbau zugleich besonders konsistent erscheint (S. 176f.)16 Vgl. Jürgen Oberschmidt: Mit Metaphern Wissen schaffen. Erkenntnispotentiale metaphorischen Sprachge-brauchs im Umgang mit Musik, Augsburg 2011.