Die Metapher im Leben und in der Lehre 19 Abb. 5: Text und Musik aus der Missa Pape Marcelli von Palestrina (Zbikowski, S. 64)In diesem Notenbeispiel stellen Sprachinhalt und musikalische Faktur vermischte Konzepte dar. Die Semantik des Wortes » descendit « , absteigen, korrespondiert mit der absteigenden Tonfolge. Ein alter Hut, möchte man meinen, schließlich hat man dergleichen schon zuhauf als musikalisch-rhetorische Formen gesehen. Der Wert des CIN aber liegt dennoch in der übersichtlichen Darstellungsweise der beteiligten Konzepte.Einen nicht minder wertvollen Beitrag leistet Michael Spitzer: Auf der Suche nach Belegen dafür, dass das Verstehen von Musik immer ein metaphorisches ist, bedient er sich zweier Wissenschaftstraditionen, eine modernere, kognitivistisch-angloamerikanische Tradition und eine ältere, europäisch-hermeneutische.28 Auch für Spitzer sind die Konzepte zum Verstehen der Welt die gleichen wie für das Ver-stehen von Musik. Der Musiktheoretiker erschafft seine Modelle auf der gleichen menschlichen Erfahrungsgrundlage wie der Musikliebhaber Musik genießt oder der Komponist sie erschafft, nämlich als » metaphorical mapping « .29 Unter dem heuris-tischen Aspekt » Etwas-Hören-Als « setzt er verschiedene Konzeptualisierungsebe-nen zueinander in Beziehung. Konsequenterweise ist Musik in den weiteren Überle-28 Vgl. Michael Spitzer: Metaphor and Musical Thought, Chicago 2004.29 Ebd., S. 2f. Ein Gedanke, den Spitzer nun über mehre Kapitel unter Berücksichtigung historischer, theoretischer, ästhetischer, semiotischer und philosophischer Fragestellungen und Aspekte weiter ver-folgt.