44 Barbara Dehm-Gauwerky keit hervorrief. Im vierten Satz kann der Hörer den Raum als nachträgliches Schau-en seiner Verwicklung in ein Entmenschlichungsdrama wahrnehmen. Dieses Schauen bildet sich im Rallentando – gleichsam einer entschleunigenden Bremse, in welcher die Erinnerung mit Hilfe der leiseren, langsameren Motivfragmente als Überleben verbucht wird. Es entsteht Geschichte als symbolischer Raum. Mit diesen Verräumlichungen setzt Ligetis Musik Zeichen der Hoffnung. Indem er das Verhält-nis des spätmodernen Subjekts zu seiner globalisierten Welt auf einer präsentativen Ebene erscheinen lässt und ihm in der Musik einen Vorstellungs- und symbolischen Raum schafft, gebietet er einen Moment lang im musikalischen Ausdruck gesamtge-sellschaftlichen Interaktionsformen der Vernichtungsdrohung durch die Beschleuni-gungsprozesse in der Globalisierung Einhalt. Auf diese Weise wird seine Musik zur Metapher, erhält in der Vernichtungsdrohung die Möglichkeit refexiver spätmoder-ner subjektiver Identität.Nachwort Mir ging es darum, Zusammenhänge darzustellen, von denen her Musik als Meta-pher sowohl intersubjektiver als auch gesamtgesellschaftlicher Interaktions-formen begriffen werden kann. Aus der Perspektive der Interaktionstheorie Alfred Loren-zers konnte gezeigt werden, wie in den nicht-wortsprachlichen Einigungen in dya-dischen Prozessen zwischen Mutter und Kind, Patient und Therapeutin in der psy-choanalytischen Musiktherapie als auch zwischen Komponist und Hörer in der Komposition ein Riss überbrückt und zum Ausdruck gebracht wird. Dies erwies sich als Charakteristikum der Metapher. Musik kann in ihrer kritischen, durchs Dis-kursive hindurchgegangenen Funktion gleichsam ein Vexierbild darstellen zur sprachlichen Metapher mit ihrer sinnlichen Brechung, wie sie in den linguistischen Interaktionstheorien beschrieben wird. Die Brückenfunktion der Metapher hängt mit der Zwischenstellung der präsentativen Symbolbildungen zusammen, in denen die Repräsentanzen nicht ausdifferenziert sind, die aber dennoch bereits als ein Drittes in den Beziehungs guren zum Anderen und zur Welt begriffen werden kön-nen. Insofern erhalten sich in ihnen die Interaktionsformen und werden gleichzeitig auf eine andere, hier musikalische Ebene transformiert. Sie halten auf diese Weise die Verbindung sowohl zum individuellen und gesellschaftlichen Unbewussten als auch zum Bewussten. Diese Verbindung entsteht mit Hilfe ihrer Formenbildung. Daher können sie etwas darüber sagen, wie die nicht oder noch nicht bewusste Be-ziehung des Subjekts zu seiner Welt aussieht. Dies wurde an drei Beispielen aus der Entwicklungspsychologie, der psychoanalytischen Musik-therapie als auch anhand einer Komposition zu zeigen versucht.