60 Günter Kleinen Abb. 6: Der Raum in der Musik Die Metapher vom Wasser ndet sich musikalisch als erstes wieder im Rhythmus (von rhyein = Fließen; Rhythmus ist nach Wilhelm Seidel ein » Fließen im Duktus der Regelmäßigkeit « mit dem » Wellengang der Flüsse « als Grundbedeutung (Sp. 259)!28 In meinen Texten gibt es dahin fießende Momente, die Grenzen verschwimmen, fießende Übergänge, da löst sich etwas in Klang auf, wir können eintauchen ins In-nere der Klänge, wir nehmen verschwimmende Traumbilder wahr.Wir sprechen vom Mainstream, eine Musikgruppe wird mit einem virtuosen Reiter auf den Wellen einer globalisierten Musikkultur verglichen. Der interkultu-relle musikalische Dialog ist bisweilen oberfächlich, man versinkt in einer Welt der Farbenvielfalt, die Zwischenspiele verströmen technoide Seligkeit. Basswellen rol-len heran, Teile driften auseinander, Melodiebögen fießen aus seinem Gesang und Trompetenspiel heraus. Mit der Zeit hätten wir an und für sich ein leichtes Spiel, man kann sie ja mit ei-ner Uhr messen. Das wäre eine sozusagen objektive Größe, die chronometrische 28 Rhythmus ist, wie Seidel (1998) betont, ein ästhetisches Phänomen, das an spezi sche Vermögen des menschlichen Sinns gebunden ist. » Rhythmus ist ein Kunstprinzip von besonders evidenter Natür -lichkeit. Er korrespondiert mit körperlichen Bewegungen, dem Schritt, dem Puls und dem Atem.« (Wilhelm Seidel: Rhythmus, Metrum, Takt, in: MGG2, Sachteil, Band 8, 1998, Sp. 262.