Topographie musikbezogener Metaphern auf empirischer Basis 65 Abb. 9: Deutungen der Musik Schönheit wird hergeleitet aus sehr verschiedenartigen Bereichen. Sie bezieht sich teilweise auf die Organisation des Materials und kann aus Merkmalen der Musik abgeleitet werden: das Material ist systematisch organisiert; die Schönheit ist mit hoher kontrapunktischer Komplexität erarbeitet; eine wunderbare Balance der Stimmen; seltene Übereinkunft von spontaner Fantasie und technischer Meisterschaft; schöne Musik, also melodisch eingängige, rhythmisch packende und formal einfache Musik (z. B. bei Ginaste-ra). Schönheit kann ihren Ausgangspunkt bereits in den Klängen haben: das sind die-se wunderschönen, zarten, zerbrechlichen Klänge, diese kostbaren Leuchtfarben der minu–ziös gehörten Naturintervalle; über allen Stücken liegt ein Glanz und eine Tiefe, die ich nur als einfach und schön bezeichnen kann. Oder es sind Augenblicke, die den Atem rauben in ihrer stillen Schönheit. Maßstab für Erfolg bleibt die Musik, die gefühlsmäßig etwas bewegt und ein Echo erzeugt. Da kommt es auf winzige Momente an: Schönheit im Augenblick; die schönsten Momente auf Erden, an Emotionalität kaum zu überbieten; die Schönheit kann in der Nähe zur Natur liegen aber es gibt auch technoide Seligkeit.Welche Mythen oder Utopien kommen zur Sprache? Da ist die Rede vom Mythos fernöstlicher Spiritualität; in einer Komposition bewegen sich die Klänge auf magi-sche Weise im Raum; Orient ist eine Konstruktion und ein Gegenbild zur eigenen,