Musikalische Affekte, Wohlbe/nden und Gesundheit – ist eine Neubewertung fällig?Musikalische Affekte, Wohlbe nden und Gesundheit Gunter Kreutz Zusammenfassung Wirkungen von Musik auf Psyche, Körper und soziales Miteinander motivieren mu-sikpädagogisches und -therapeutisches Handeln, welches zunehmend in den Fokus musikpsychologischer Forschungen gerät. Subjektive Überzeugungen und Selbster-fahrungen über Zusammenhänge zwischen musikalischen Aktivitäten einerseits und Wirkungen auf Wohlbe nden und Gesundheit andererseits sind unter Laien-musikern und -sängern weit verbreitet. Aaron Antonovskys salutogenetischer An-satz sowie Modelle über Auswirkungen positiver Affekte auf das Einsetzen von Krankheiten begründen systematische Studien mit dem Ziel der Objektivierung mutmaßlicher Wirkungen musikalischer Tätigkeiten. Neubewertungen zum Ver-hältnis musikalischer Umgangsweisen und Gesundheit erscheinen angesichts zahl-reicher positiver Befunde und ungeachtet weiterhin offener Fragen unumgänglich und notwendig. Somit eröffnet sich ein musikwissenschaftliches Forschungsfeld mit bedeutender lebensweltlicher Relevanz.Musik und Gesundheit In den modernen Gesundheitssystemen sind apparative Medizin und medikamen-töse Therapien unverzichtbar geworden. Doch sie bedürfen eines weiten Spektrums ergänzender Maßnahmen, um individuelle Heilungsverläufe zu verbessern und nachhaltige medizinische Behandlungen zu ermöglichen. Kulturelle Praktiken wie Sport, Kunst und Musik sowie so genannte achtsamkeitsbasierte Ansätze, deren Wurzeln in Yoga und Meditation zu suchen sind, begründen solche ergänzenden Therapien und rücken sie ins Zentrum psychoneuroimmonulogischer Ansätze.1 Im Zentrum stehen dabei nicht die De zite eines Menschen aufgrund von psychophy-sischen, geistigen oder sonstigen Einschränkungen, sondern vielmehr (verbleiben-1 Cynthia, Quiroga Murcia, Gunter Kreutz, Stephan Bongard, Endokrine und immunologische Wirkun-gen von Musik, in Christian Schubert, Hrsg., Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie, Musiktherapie, Schattauer, 2011, S. 248–262.