82 Gunter Kreutz etwa von intrinsischen Motivationen oder vokalpädagogischen Aspekten ausgehen, sind sicherlich in künftigen Untersuchungen stärker zu beachten, als dies bisher ge-leistet wurde. Zudem scheint eine Charakterisierung des Laiensingens als generell » nicht-professionell « zweifelhaft. Zwar geht es hier nicht um Professionalität im Sinne hoch gesteckter künstlerischer Ziele; gleichwohl spielen ästhetische Ansprü-che und Professionalität im verantwortungsvollen pädagogischen Umgang mit in-dividuellen stimmlichen Ressourcen auch im Laienbereich eine große Rolle.Ausblick Zusammenhänge zwischen Musik, Gesundheit und Wohlbe nden bilden ein neuar-tiges Forschungsfeld, das weder unter der kasuistischen musiktherapeutischen For-schung noch unter der seit spätestens den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts eta-blierten Musikmedizin zu subsumieren ist. Beide Forschungsbereiche sind aufgrund ihrer psychotherapeutischen und quasi-pharmakologischen Wirkungen von größter Bedeutung. Gleichwohl eröffnet sich ein sehr viel weiter in die öffentliche Gesund-heit hinein reichendes Gebiet, wenn sozialmedizinische und präventive Aspekte be-achtet werden. Demographischer Wandel, anhaltende Belastungen sozialer Systeme durch vielfältige aktuelle Problematiken und fortschreitende Marginalisierung kul-tureller Fächer im Bildungswesen stellen neue Herausforderungen auch an die mu-sikwissenschaftliche Forschung.Die hier exemplarisch dargestellten epidemiologischen, experimentellen und durch Verhaltensstudien aufgedeckten Forschungsergebnisse weisen musikalischer Wirkungsforschung besonderes Potenzial zu. Individuelle und soziale Bedeutungen musikalischer Tätigkeiten werden als vielschichtige kulturelle Werte erkennbar, die es auch vor ihrem Missbrauch zu schützen gilt.40 Wirkungsforschung erscheint mehr als jede andere Form musikwissenschaftlicher Fachorientierung geeignet, um Folgen einer Erosion von Musikkultur im Bildungs- und Sozialwesen einzuschätzen und zugleich nachhaltige musikalische Bildung zu begründen. Musik ist soziale Kunst. Sie ist von Menschen für Menschen gemacht. Musik ist alles andere als Selbstzweck.40 Eine wichtige und notwendige Auseinandersetzung über Missbrauchspotenziale musikalischer Wir-kungen führt eine Free Floater Nachwuchsgruppe der Georg-August-Universität Göttingen zum The-ma » Music, Confict, and the State « (http://www.uni-goettingen.de/de/207622.html, Zugriff am 21. November 2011).