Metaphern, die die Musik bedeuten 137 mörderische Krieg, so klagt Klaus Mann an, kümmerte Strauss nicht, die Millionen der in den Gaskammern Ermordeten kümmerten Strauss nicht, dass Deutschland in Schutt und Asche liegt, kümmerte Strauss nicht (vgl. ebd., S. 369f.), aber dass er gegen Ende des Krieges Ausgebombte aufneh-men sollte, das empörte ihn zutiefst: » Fremde – hier in meinem Heim « (zit. n. ebd., S. 369).-Und dass Bildung und Kultur Verhaltens- und Umgangsweisen sowie Cha-rakterzüge nicht unbedingt positiv beeinfussen, sei an einem letzten Bei-spiel dokumentiert. » Brüskierungen und kein Ende. Für ihn waren nicht so sehr die ›doofen Fragen‹ eines Ligeti oder die herablassenden, ja höhni -schen Bemerkungen eines Carl Orff über entbehrliche ›Entwicklungen‹ in Henzes Opernpartituren, sondern die wiederholten, von Nono ausgehen-den und ihm geltenden Jähzorn-Attacken die schlimmsten, die verletzends-ten. Nono, der mit ihm zwar in Venedig im selben Flugzeug saß, ihn dort jedoch wie Luft behandelte – und düpierte. Nono, der aus einer weiteren Henze-Premiere wutentbrannt herausrannte, aus der seiner Elegy. Nono, der den Esstisch Hartmanns über den Haufen warf, aufbrausend und wie wild geworden, sobald die Sprache auf Henze kam « (Rosteck 2009, S. 429).Diese wenigen Beispiele mögen an dieser Stelle genügen, es sei aber herausgestellt, dass man nicht lange nach vergleichbaren Äußerungen oder Haltungen humanis-tisch gebildeter Zeitgenossen suchen muss. Bildung und Kultur scheinen hier nicht hinreichend – wie von Humboldt oder Schiller erhofft – ihre segensreiche Wirkung entfaltet zu haben. Die hübsch ersonnenen Vorstellungen von Schiller oder Hum-boldt & Co sind seitdem trotzdem beinahe ungebrochen in Schriften transportiert worden, ohne dass sie wirklich auf einen halbwegs tragfähigen Realitätsgrund ge-prüft wurden. In der Regel ersetzt der Bezug auf namhafte Autoren wie Humboldt, Schiller u. a., die zentral jenes Bildungspro l artikulierten, oder die immanente Er-schließung ihrer Gedankengebäude die weitergehende wissenschaftliche Argumen-tation. Über die solchermaßen sakrosankt gesprochenen Autoritäten ist dieses rein spekulative Gedankengebäude zuweilen hochabstrakt und doch weitgehend unre-fektiert sowie gebetsmühlenartig repetiert, weitergehend rein textimmanent disku-tiert sowie ausgebaut worden und nährt seitdem rein ktive Erwartungshaltungs-haltungen. Mit wie wenig kritischem Abstand dergleichen – man möchte sagen – Wunsch-denken betrachtet wurde, mögen die letzten Beispiele bezeugen: Noch während des 2. Weltkrieges glaubte das London Institute of Sociology, dass mit Wiederherstel-lung der kulturellen Werte Deutschland wieder charakterlich genesen könnte. » [I]n Kunst und Kultur [wurden] ein Korrektiv fehlgeleiteter Politik gesehen, dessen Wir-kungen maßlos überschätzt wurden. Dies war nicht nur in Deutschland der Fall. Als Mitglieder des London Institute of Sociology während des Zweiten Weltkrieges vor-hersagten, dass Deutschland den Nationalsozialismus nur überleben werde, wenn es seine kulturellen Werte, wie sie sich in der Person und im Werk Goethes verkör-