Metaphern, die die Musik bedeuten 141 setzten Metaphern, die stets um ihre Vorläu gkeit wissen, mehr Vorsicht walten lässt: Vorsicht gegenüber apodiktischen Aussagen mit Verallgemeingültigungen oder Transzendenzversprechungen, die mit strikten Einschluss- und Ausschlussme-chanismen arbeiten. Keine Kultur schwebt mehr unantastbar über allen Zeiten, son-dern bewegt sich auf festem Grund und Boden, zeigt sich gründlich menschenge-macht. An die Stelle der Dogmatik des rechten Glaubens tritt eine Haltung, die sich öffnet, wagt, auch neue Wege geht, Glaubensbekenntnisse dabei korrigiert oder auch aufhebt. Als Vorbild mag man den Neu-Humanismus, aber nicht den Huma-nismus generell verabschieden, bietet der Humanismus der Renaissance doch An-satzpunkte, die den Strömungen der Zeit durchaus entsprechen können.Humanismus vs. Humanismus Kann man den Humanismus im 16. Jahrhundert als Aufbruch verstehen, der mit Rückgriff auf die Antike mit sakrosankten Geboten seiner Zeit bricht und einen durch religiöse Selbstgewissheiten erstarrten Vernunftbetrieb in Bewegung setzt, dabei neue Sichtweisen erprobt, Ungewissheiten auslotet sowie alte Gewissheiten infrage stellt und der auch aus dem Wissen um die eigenen Mängel das individuelle Sein bewegt, so hat der Neu-Humanismus der Gegenwart, wo er beschworen wird, mit diesen Qualitäten wenig Ähnlichkeit. Er orientiert sich an festen Werten und unverrückbaren Werken (Kanon), begeg-net so der beinahe allgegenwärtigen Ungewissheit mit Zuständen/Normen der Tra-dition, zeigt zudem einem festgefügten Selbstbild sich gewogen. -Ist der Humanismus der Renaissance ein in Bewegung setzender, -so ist der Humanismus der Gegenwart ein zur Erstarrung neigender, denn um den rechten Umgang mit Werken schon wissend, ist ihm die unbeküm-merte Be-Nutzung kultureller Werke oder ihr schlichtes Ignorieren fremd, ja beinahe Frevel und Zeugnis von Unbildung zugleich. Erst nach Durch-laufen eines Initiationsritus – genannt neu-humanistische Bildung – darf man nach angelernten Regeln (auch abweichende) Wertschätzungen aus-drücken und kommunikative Anteilnahme pfegen am Diskurs, die ggf. auch respektable Resonanzen erfährt.-Der Humanist der Renaissance war ein Suchender, -der Humanist der Gegenwart ist ein Gläubiger, der schon gefunden hat und der eine Religion zelebriert, die aus dem Erhalt des kulturellen Erbes entworfen ist.Der Humanist der Gegenwart hat mit den Idealen des Renaissance-Humanismus gebrochen, indem er an die Stelle der Geste des Suchens den selbstgewissen Glau-ben (Kanon) um die rechten Werte und Werke stellt. Die Kultur ist das goldene Kalb, um das der Humanismus der Gegenwart tanzt. Der Humanismus der Re-