144 Norbert Schläbitz tion mit nachgeschalteter Drucklegung tritt die unmittelbare Produktion mit uner-müdlicher Fehlerkorrektur. Die Folge ist …-der Vorrang der konkreten Realisierung vor der abstrakten Idealisierung,-der Vorrang des Relativen vor dem Absoluten,-der Vorrang des Kontingenten vor dem Notwendigen,-die Orientierung auf das Neue und Fremde statt auf das Vertraute und Ei-gene zu schauen.In dieser Setzung des einen vor das andere ist eine veränderte wie notwendige kul -turelle » Alphabetisierung « unter Verabschiedung von Dogmenpfege zu verstehen. Das zu erkennen oder anzuerkennen gelingt dann, wenn eigenes Denken fexibel gehalten und eigene Wertschätzungen auf immer wieder ihre menschlich motivier-ten Gründe befragt werden. Und die neuen Medienbedingungen verführen zu einer solchen geistigen neuen Beweglichkeit.Unter den Medienbedingungen der Gegenwart wird Musik als evolutiv mäan-drierendes Phänomen verstanden, werden die Attributierungen des Einmaligen, Zeitlosen, Universalen ersetzt durch jene des Anschlussfähigen, das nicht von Notwen-digkeit ausgezeichnet ist, sondern von Kontingenz. Verlor die Kunst als Praxis im Zuge ihrer Verabsolutierung im fortschreitenden 19. Jahrhundert an Bedeutung und gewann als Theorie einen transzendent anmutenden Stellenwert, so kehrt sie heute als Praxis in die Welt zurück. So kommt spielerische Dynamik ins Spiel, wo im an-deren Fall von Andacht geprägte Statik und Dogmatik währt. » Die paternalistische Haltung, ausgehend zumeist von einem recht ungebrochenen Verständnis von Hochkultur, legt jede Dynamik lahm « (Terkessidis 2010, S. 174). Die Musik rückt von der Peripherie ins Zentrum des musikalischen Lebens zurück und kann im Schmelztiegel von Ideen eine neue Form erhalten. Was man früher Pasticcio nannte oder mit der freundlichen Umschreibung des Zitats benannte, ist nicht weniger als gängige Praxis in der Gegenwartsmusik und beschreibt eine praktikable Bauanlei-tung zur Neuschreibung von Musik (vgl. Schläbitz 2012). Voraussetzung dafür ist: Um die Musik von gestern zukunftsviabel zu erhalten und zu verstehen, sind die Medien von heute zu beherrschen. Dazu ist für das Musikverstehen von heute das Lesen von Daten wichtiger als das Lesen von Noten, worin sich ebenfalls ein wichti -ger kultureller » Alphabetisierungsprozess « abzeichnet.Trans- oder Posthumanistische Bildung Spezi sche Metaphern, wie die der Bildung, der Kultur oder der des Humanismus, sind innerhalb dieses Beitrages ernst genommen worden, indem vorgebliche Wir-kungen und gesellschaftliche Entwicklungen aufeinander bezogen wurden. Doku-mentiert wurde, dass sie nicht leisten, was sie vorgeben, sondern eher zum Gegen-teil neigen.