» Sonic Fiction « – Zum Begreifen musikalisch-medialer Gestaltung 169 Abb. 2: Motion-Capturing Im Auditiven ist ein zentraler mentaler Hintergrund dieses Ablösens und Neu-Kon-textualisierens der Elemente des Breakbeats die immer wiederkehrende Wiederho-lung des Loops, der medial geformten Schleife, an die der Wahrnehmungsapparat angedockt wird, bis er selbst Teil der Medienkon guration wird. Joseph G. Schloss zitiert dazu in seinem Buch » Making Beats « einen DJ:Sometimes, I'll put a loop on and let it play for, like, two or three days. […] When you do something like that, you get to hear all different parts and pieces and elements of it that you never really heard before. 18 Die Entdeckung dieses medienästhetischen Phänomens ndet historisch gesehen parallel in mehreren musikalischen Welten statt: Steve Reichs Experimente mit Tape Loops (It's Gonna Rain, 1964/65) führen zu Kompositionen wie Piano Phase (1967) oder Drumming (1971); Grandmaster Flash macht die wichtigen ersten Schritte des Hiphop zur Isolation des Breakbeat und der Erforschung seiner Elemente.Der Patterncharakter solcher Medien-Schleifen begünstigt außerdem ein grund-legendes kompositorisches Verfahren elektronischer Medien: das Layering. Die Me-dienmaschinen Plattenspieler und später Sampler werden aus der Tradition des Breakbeat zu idealen Werkzeugen des Übereinanderlegens rhythmischer Struktu-ren, des Schichtens von Klangstrukturen, die – viele Argumentationsschritte später – Erik Davis mit der These vom Black Atlantic verbindet. Seine verblüffend einfache Erklärung dafür, wie die heterogen zusammengesetzten Mediencollagen und klang-lichen Experimente des Hiphop – ganz im Gegensatz zu den Werken der Kollegen aus der so genannten ernsten Musik – poptauglich werden können, bezieht sich auf die Funktion der medientechnisch erzeugten Polyrhythmik: » […] polyrhythm does not so much generate acoustic space as show us how one might move through it.« 19 18 DJ Kool Akiem, 1999, zit. nach Joseph G. Schloss, Making Beats. The Art of Sample-Based Hip-Hop, Middletown, Conn. 2004, S. 137.19 Davis 2008, S. 56.