172 Rolf Großmann die verarbeiteten Subjekte durchqueren: es privilegiert die reine Geschwindig-keit und einen Klang, der fast Lichtgeschwindigkeit hat; es lotst Zufallssubjek-te über ein Keyboard veräußerter Emotionen; es schreibt dem organlosen Kör-per die Kodes von Taumel und Begehren ein; […] .26 Dass Krokers Anthropomorphismen im Hinblick auf musikalische Lesarten nicht so ergiebig sind wie die Sonic Fiction Kodwo Eshuns, liegt sowohl an den Zielen seiner Theorie als visionäre Gesellschaftskritik als auch an der schwächeren Verankerung in der musikalischen Praxis. Dennoch ist ihre Verwandtschaft interessant: Aus den Blickwinkeln und Traditionen der jeweiligen schwarzen und weißen Kultur ergeben sich Sichtweisen auf technikkulturelle Praxis, welche Vergleiche ermöglichen sowie Differenzen und Gemeinsamkeiten hervorscheinen lassen. Aus beiden ergibt sich ein weiterführender Diskurs, eine Spur des Black Atlantic nicht in die Zukunft, son-dern in die Gegenwart der technischen Dispositive der auditiven Kultur, in die posi-tive wie negative Beherrschtheit und Beherrschbarkeit des Menschen durch die Macht und Gewalt des Sonischen. Diese Spur, in der Musik mehr als nur Figur, Struktur oder Simulation ist und den Körper direkt und taktil einbezieht, in der das Sonische als physischer Klang die Macht ergreift, führt geradewegs weiter zu Steve Goodman und zum Diskurs einer Sonic Warfare, zur Gewalt des Klanglichen in einer mehr oder weniger metaphorischen Sicht …27 26 Kroker 1996, S. 71.27 Steve Goodman, Sonic Warfare: Sound, Affect, and the Ecology of Fear, Cambridge, Mass. 2010.