174 Werner Jauk Formalisierung der auditiven Wahrnehmung wird als embodiment des (physi-kalischen) Stimulus betrachtet, der unmittelbar signalhaft über Bewegungen der Umwelt informiert. Seine emotionale Bedeutung werde als Artefakt der körperli-chen Erregung über den Emotionslaut kommuniziert.Notation wird dabei als Ausdifferenzierung eines » Abbilds « der visuell fassba-ren Paraerscheinungen des (emotionskommunizierenden) Klanges, des Ausdrucks-verhaltens, aber auch der Übertragung visueller Vorstellung des Verhaltens der Din-ge auf Klang in Codes begriffen – somit als Phänomen der Übertragung, als eine (vi-suelle) Metapher.In diesem Prozess der Ausbildung von musikalischen Codes, der zugleich als Mediatisierungsprozess (als Vermittlung und darin als Entfernung von der unmit-telbaren Körperlichkeit) verstehbar ist, wurde mit der (diskreten) Rasterung in Zeit und » Höhe « und schließlich mit der Temperierung die physikalische Basis über-wunden, die es zu codieren galt. Mit der Gleichwahrscheinlichkeit der Tonstufen wurden letzte Rudimente des emotionalen Ausdruckslautes verdrängt und die Ge-staltung der Klänge der Logik des Codes als visuelle Repräsentation angepasst (JAUK 2009).Dabei ist die Hypothese, dass sich mit dem Streben nach Überwindung des füchtigen Musizierens über die Metapher » Code « Musik zu einem Regelwerk in-nerhalb mechanistischer Denksysteme entwickelt hat, das seinerseits aus embodi-ments des mechanischen Körpers resultiert und kulturell verstärkt wurde: » Mach dir die Erde untertan « beschreibt ein mechanistisch basiertes Beherrschen der Natur als kulturelle Leistung – im gesellschaftlichen Gefüge sei emotionale Kontrolle Kul-tur (ELIAS 1976).Medium der Verstärkung dieses Denkens sei Sprache. In ihr vollziehen sich in Begriffichkeit und Grammatik Übertragungen aus mechanistischen Vorstellungen. Die Kommunikation von Musik über Sprache geschehe damit mit einem starken Bias in Richtung » verstehend « .Nun ist befremdlich, dass sich trotz der Möglichkeit, den Klang direkt zu spei-chern und ihn willentlich zusammen zu setzen, zu komponieren, die Einschränkung auf das Verständnis der Organisation des Klanges über visuelle Codes dominant ge-halten hat (CUTLER 1984). Schließlich wird sogar Musik, die über die Klangarbeit entsteht, durch Übersetzung auf die Ebene der visuellen Codes zu verstehen ver-sucht – trotz des Bekenntnisses dieser Musik, dass ihre Klangdominanz funktional der emotionalen Emp ndung diene.Musizierendes Verhalten hat über die Codierung des Klanges und dessen Orga-nisation über die Codes einen shift vom Hedonischen zum Mechanistischen vollzo-gen. Dies wurde in einer Kultur der Beherrschung der Mechanik der Natur und der Herrschaft über die Natur der Emotion als kulturelle Leistung erachtet.Diese Transformation der Organisation von Klang als Artefakt von Bewegung (mit emotionalen Bezügen zum Wahrnehmenden) und Artefakt der körperlichen Spannung (Erregung) zur Organisation von (davon befreiten) Codes für absolute/