Medien der Erkenntnis und Gestaltung von Erlebniswelten 179 Ein shift von der erregungsbestimmten Organisation von Klängen beim Musizie-ren zur mechanistisch bestimmten Organisation (bildlicher) Codes für Klänge in Musik könnte damit eingetreten sein.3.1. Codierung von Klängen – Metaphorik als Klang-Vorstellung unter der Bedingung von Gravitation Experimentelle Befunde (BLAUERT 1974, 1983; JAUK 2007) zeigen – zusätzlich zur Auswertung physikalischer Veränderungen durch Prozesse der physiologischen und kognitiven Ebene der Wahrnehmung – die intermodale Übertragung auf die Wahrnehmung von Klängen. Wir nehmen Klänge auf der Vertikal-Dimension als oben bzw. unten be ndlich wahr, obwohl sie sich physikalisch nicht so verhalten und daher nicht die Möglichkeit zur Ausbildung eines entsprechenden embodi-ments haben. Die Repräsentation von Klängen auf der Vertikale ist Implikation die-ser intermodalen Übertragung, sie wird visuell repräsentiert und dient der Musik-gestaltung über Codes als primäre Qualität. Ihr Verständnis in Anlehnung an sharp-ness (BISMARCK 1974), als Beiprodukt der Erregung betrachtbar, bleibt weitgehend unbeachtet.Allein die L-R-Dimension wird durch die physiologische Auswertung der physi-kalischen Phasen- und Lautstärkeunterschiede der eintreffenden Klanganteile an beiden Rezeptoren errechnet.Allgemein werden Klänge räumlich wahrgenommen – selbst bei raumneutraler Darbietung. Klangfarben indizieren dabei die Position in der Tiefen-Dimension. Diese Imagination ist die Nutzung des Erfahrungswissens aus der Wahrnehmung von Klängen selbst. Mit zunehmender Distanz verlieren Klänge am Weg des Trans-portes zum Rezipienten Energie durch die Dämpfung in der Luft bzw. über Absorp-tion an begrenzenden Flächen – sie klingen leiser. Da Dämpfung und Absorption zuerst die amplitudenschwächeren Klangteile betreffen, klingen sie zudem auch dumpfer.Dieses Erfahrungswissen – dieses embodiment – wird durch entsprechende Klangqualitäten getriggert. Klänge führen damit zu Vorstellungen der Verortung in der Tiefendimension des Raumes – und zwar: als ob sie entsprechend verortet wä-ren – diese Vorstellung bleibt innerhalb der Erfahrungswelt des Auditiven.Bedeutsam ist nun der experimentelle Befund, dass allein aufgrund der Klang-qualitäten die mit der Tonhöhe, der Schwingungsfrequenz, verbunden sind, Klänge auf der Medianebene oben oder unten verortet wahrgenommen werden, obwohl sie (nicht nur in Experimenten sondern) grundsätzlich physikalisch indifferent im Raum vorhanden sind. Es besteht also keine Möglichkeit, die Erfahrung der ent-sprechenden Spatialisierung zu machen und entsprechende embodiments auszubil-den.Hier ndet eine intermodale Übertragung statt: Erfahrungen aus anderen senso-risch kontrollierten K-U-I haben zu einer Vorstellung geführt, die wir mit dem Be-griff Gravitation beschreiben. Plastizität, eine Klangeigenschaft, die in der ikoni-schen und gestischen Abbildung nicht nur neuer gra scher Notationen Übertra-