Medien der Erkenntnis und Gestaltung von Erlebniswelten 181 3.2. Die Abfolge von Klängen – das Regelwerk als Metaphorik des musikalischen Werks Klang ist grundsätzlich ein dynamisches Ereignis und nicht im psychologischen Moment wahrnehmbar. Maskierung macht den Moment prägnant, indem dominan-te Klanganteile weniger dominante verdecken, Summation organisiert diese domi-nanten Teilen des psychologischen Moments zum dynamischen Klang – damit ist Klang ein Phänomen, das an die Wahrnehmung von Abfolgen (in der Zeit), an die Relation der Momente gebunden ist. Dominant meint dabei, dass Klanganteile in (irgendeiner Form) intensiv sind – Intensität erregt, Erregung ist demnach die basa-le Ordnungsgröße. Klangabfolgen seien demnach Gestaltungen von Wahrnehmun-gen, die der Intensität von Klanganteilen und Klängen folgen – durch diese werde der wahrnehmende Körper wiederum mitgezogen. Wahrnehmung von (musikali-schen) Klängen ist somit ein analytisches Hören von Intensitäten nach deren Erre-gungsinduktion – Musik als Formalisierung der auditiven Wahrnehmung ist ein he-donisch motivierter Gestaltungsprozess. Ökologische Theorien der Wahrnehmung erklären die hedonische Motivation durch die » Betroffenheit « , die Klang als Infor-mation über Bewegung/Erregung – deren Artefakt Klang ist – erregt.Anders ist die Vorstellung der musikalischen Abfolge von Klängen: hier ndet eine Übertragung aus anderen sensorischen Wahrnehmungen statt.Wir nehmen Ereignisse der Umwelt als solche von » Schocks & Schüben « wahr und » sehen « dahinter Kräfte: wir nennen diese Kräfte Kausalität. Diese Annahme dürfte primär aus der Eigenerfahrung von Energie bei aktiver, visuell kontrollierter K-U-I als embodiment resultieren.Musikalische Entwicklung, Fortschreitung, allgemein prozessuale (algorithmi-sche) Musik folgt dieser Logik. Diese ist allein im Code begründet – letztlich in der Metapher aus der Vorstellung über das Verhalten von Dingen, die mit den auditiven Beziehungen von Klängen nichts zu tun hat – auditive Wahrnehmung entzieht sich eines Ursache-Wirkungs-Verhaltens. Solche Musik formalisiert das Denken in Kau-salität – Die Annahme, Musik sei » beziehendes Denken « (RIEMANN 1914/15), ba-siert letztlich auf solcher Logik (Riemann nach de la Motte-Haber) des Mechanisti-schen, die aber nicht zugleich die Logik der Mathematik sei (de la MOTTE-HABER 2005).Die Übertragung der Vorstellung solch grundlegender Wirkkräfte des mechanis-tischen Systems auf Musik zeigen, dass hier die Metapher – meist Übertragung von Vorstellungen aus embodiments des visuellen Bereichs – ein Eigenleben erfährt und das Bild des Klanges gestaltet wird – Sprachen formalisieren diese Bilder; letztlich kam es zur vorwissenschaftlichen Metapher » Musik als Sprache « . Vorwissenschaft-lich sei diese Metapher zum einen, weil empirisch lediglich hierarchische Strukturen bei der Wahrnehmung von tonaler Musik belegbar sind, und zum anderen, weil diese strukturelle Schicht der Musik mit einer möglichen zweiten Schicht, der se-mantischen Schicht, verbunden sein könne, diese zweite jedoch » rückgebunden ist an die Struktur der Gefühle « (de la MOTTE-HABER 2005, S. 73). Als Formalisierung