182 Werner Jauk der Wahrnehmung sind musikalische Strukturen keine Bedeutungsträger, eine freie symbolische Repräsentation von Gefühlen ist nicht gegeben.Hierarchische Anordnungen von Begriffen für Gegenstände und ihr Verhalten bestimmen dieses System: eine Formalisierung mechanistischen Denkens, die auf Musik übertragen wurde. Unzählige Metaphern in der Musiktheorie und schluss-endlich musiktheoretische Systeme, die der (ursprünglich syntaxbasierten und suk-zessiv um semantische Aspekte erweiterten) generativen Grammatik CHOMSKYs folgen und » A Generative Theory of Tonal Music « (LEHRDAL & JACKENDOFF 1996) postulieren, künden von diesen linguistischen turn auch für die Musik – ein kultureller als ideologischer Akt.Dabei wurde ein gesamtes Vorstellungssystem von mechanischen Bezügen ab-strahiert als » Logik « auf Klanggestaltung übertragen.Für epistemologische Fragestellungen stellt sich das Problem, ob Metaphorik der Erkenntnis von nicht vorstellbaren Dingen/Prozessen dient oder bloß der Erkennt-nis der Logik des Mediums.Für kompositorische Fragestellungen stellt sich das Problem, ob solche Meta-phorik die Gestaltung von Klang nach Körper-Klang-Bezügen/sound-embodiments erlaubt oder ob hier Klang nach solchen Vorstellungen » musikalisch « organisiert wird, die den Bildern von Klängen entsprechen – also nach Vorstellungen aus der Erfahrung der visuell kontrollierten K-U-I.Innerhalb der Theorie der Mediamorphose (BLAUKOPF 1989, SMUDITS 2002) löst sich dieses kompositorische Problem in ästhetischen Implikation von Medien, von Vermittlern des Klanges: kulturtechnische Entwicklungen führen zu sozialen und ästhetischen Veränderungen. Die Gestaltung von Codes für Klänge führte zum Werk (WEBER 1921), Technologien der direkten Klangbearbeitung » zurück « zum Musizieren (JAUK 2009).Die Möglichkeit, direkt Klänge zu speichern und zu organisieren (CUTTLER 1984), macht Gestaltung der Codes für Klänge obsolet und schaltet metaphorische Prozesse aus. Pop-Musik als gering mediatisiertes Musizieren hoch mediatisierter technisch produzierter / gespeicherter Klänge ist unmittelbare Formung des erre-genden Ausdruckslautes mit technischen Mitteln der Klanggenerierung/-bearbei-tung (JAUK 2009).Musik als direkte Klanggestaltung wäre demnach Gestaltung von Erregung; eine Ästhetik nach Spannung und Lösung beschreibt dieses Prinzip basal. Die Bezeich-nung Ur-Satz kann heute als Dekonstruktion der Dominanz der Metapher » Musik als Sprache « gelesen werden.In Pop, in technischer Gestaltung von Klang zur gezielten Erregung, kulminiert die hedonische Ästhetik. Diese Ästhetik fordert die Emp ndung selbst und nicht das Verstehen der Emp- ndung durch Metaphern der Erregung. Mechanische Prozesse werden (wenn überhaupt angesprochen) klar in ihrer Funktion der Erregungssteuerung benutzt, Metaphern beschränken sich auf die lautliche Nachbildung energetischer Prozesse – hier geschieht die Wende einer ästhetischen Haltung des Zusammensetzens von Co-