Weder Nomos noch Logos: Melos 193 Auge hat, nicht aber um Fortentwicklung weiß, da die Bestimmungen auf der Grundlage ›Medium/Form‹ als Resultat schon geschehener Systemevolution und nicht als Bedingungen der Möglichkeit von Systementwicklung, -aufhebung und -revolution gesehen werden, fällt logischerweise diejenige Relation weg, die sehen lassen könnte, was die Zeit der Fortsetzbarkeit des Bestimmungsprozesses für die Bestimmungen der Zeit, der Wahrheit, der Geschichte bedeuten könnte, also bedeu-ten könnte für die Gesellschaft, in der dies so möglich und machbar ist. Man könnte auch sagen: Die Erde dreht sich nach dieser Unterscheidung ›Medium/Form‹ nur noch um ihre eigene Achse; dass diese Drehung selbst noch einmal gekreuzt wird durch eine Drehung der Erde um die Sonne, ist vollkommen irrelevant; und voll -kommen unmöglich ist dieser Sichtweise die dialektische Hoffnung, aus der Im-mergleichheit des Prozesses einmal auszutreten resp. diesen stillzustellen (Hegel).Von Baudrillard stammt der Gedanke, dass sich eine theoretische Einstellung zu den Husserlschen Dingen vor folgende Wahl gestellt sieht: Entweder man folgt ei -nem Verständnis der Sprache und Theorie als Produktionsmodus, als Analyse, als Distanz zum Objekt und zum Objekt Welt, oder aber als Modus des Verschwindens, der Aufbewahrung des Rätsels des Objekts im Diskurs, als fataler Modus der Kon-taktaufnahme mit einer fatalen Welt. Baudrillard hat sich natürlich für das zweite Verständnis entschieden und führt weiter aus: » Die Theorie muß ihrem eigenen Schicksal vorgreifen. Denn sie muß für jeden Gedanken unwägbare zukünftige Zei-ten in Betracht ziehen. In jedem Fall ist sie der Verdrehung, der Irreführung und der Manipulation geweiht. Es ist also besser, wenn sie sich selbst verdreht (se détourner elle-même), wenn sie sich von sich selbst abwendet (se détourner d'elle-même)« .10 Ich komme damit zum zweiten Teil meiner kurzen Bemerkungen, die im We-sentlichen Hans Peter Webers Bemühungen um eine Theorie des KreaturDenkens folgen, und wechsele nun den Erkennensgegenstand, gehe also von der ›Rezep-tionstheorie/Beobachtungstheorie‹ über zur daseinsanalytischen Umschreibung des » Objekts Musik « .2. Teil: Daseinsanalytische Bemerkungen V Ich gehe aus von der etwas kryptisch klingenden Behauptung, dass die Musik die Weise ist, die uns eigene innere Ergriffenheit zum Ausdruck zu bringen. Ausdruck der Musik durch Musik.Musik ist der ausgesprochene, der reale Seelendienst. Sie spiritualisiert die Psy-che, die Mentation des Menschen durch ihre Moussierung und Pulsation, in deren fow sich das ozeanische Gefühl (Freud), die Betörung in der Psyche bildet, diese wahre Beschaffenheit von Spiritualität, von libidinöser Freiheit des Geistes.Die Instrumente der Musik (vor allem die frühen wie Trommeln, Flöten, einfache Saiteninstrumente) sind entstanden, um die Verbindung zwischen der eigenen Stim-10 Jean Baudrillard, Das Andere selbst, dt., Wien 21994, S. 78.