198 Bernd Ternes (mit Hans Peter Weber)steht: sowohl deren Desaster (des-astrum) im Komplex wie auch das in ihnen mög-liche Glück, das Glücken, die Grati kations-Potenzialität aufnimmt. Die Heftigkeit dieses Verstehens-Auf ist gerade viabel gepolt auf die im Durcharbeiten erarbeitete Emphase, welcher das Phatische unterzogen wird, sobald das durchgearbeitete De-saströse ausschwemmt, gelöst (absolviert) wird, seine Katharsis erleidet.Diese Art der Er-Öffnung mit Abschwemmung und Eintritt verdankt sich nicht der Haltung von Intensivierung (Intensitäten bleiben forcing), sondern der von Insis-tenz (was auf dem Verharren von Passionskräften insistiert). Der Effekt von Insis-tenz fällt denn auch nicht performativ aus (was immer dies in diesem Zusammen-hange sagen will), sondern spirituell-musizistisch. Grazie, Grati kation rührt an das durch die schwach-inspirierte Arbeit evozierte spiritual-musizistische Vermögen im Gehirn-Gemüt-Komplex (GGK), dessen Reaktivierung als existenz-grati zierend, als genugtuend empfunden wird.17 Kulturale Riten resp. kunsthafte Werkprozesse arbeiten mehr oder minder grav durch, wie uns in Bezug auf unsere typischen, zeitgenössisch geprägten Personal- und Aggregatkräfte zumute ist. Entschieden ausfallende Durchläufe und Versuche verstehen sich auf das Glück als Grati kation dann, wenn sie rigoros genug durch-gezogen sind, so dass sie in den swing zur autogenen Auslösung von emphatischer Chromatik im GGK geraten (›Eu-Chroma/eudaimonia‹). Nur eine rigorose Arbeit, nur ein rigoroses working out gerät an diesen grace-point des auslösenden acting out (der eben das Gegenteil vom vanishing point ist).» Ja, dieses Medium eines speziellen Kunstaktionsprozesses versteht sich auf uns, auf das Desaster und das Glück im Format unserer Personal- und Aggregatkräfte « . Format dieser Kräfte ist nicht gleich ›Form/Formatierung‹. Dieses heißt, dass medi-al gestaltprägend eigentlich keine Formfrage auftaucht. Was in Medien mantisch pro-tokolliert wird, folgt der Gymnase ihrer Eigenheiten an Technik und Physis (Stoff). Protokollieren heißt: dieser speziellen Gymnase entsprechend umsetzend einarbeiten – für den Ausdruck. Aus dem initiatorischen Geschäft, das sich in der Kreatur des Prokuristen (Autors) zuträgt, als Träger der Mantik, wird ein operatives Geschäft, das sich in der umsetzenden Einarbeitung in Medien zuträgt. Medien bleiben organisch/organistisch ja zurück und werden Organon. Medien werden zu Tragwer-ken der umgesetzt eingearbeiteten operativen Kräfte der Mantik – in der nun ver-wandelten Eigenheit ihrer physischen Beschaffenheit (Stoff), die ihr still-ruhendes Potential an Operationalität bestimmt.Man ist geneigt, von der Logik der ›Medien/Instrumente‹ zu reden. Aber Kul-turtechnik verfasst sich nicht in Logik, sondern in ihrer Gymnase. Nur Instrumente für Logik besitzen ein logik-adäquates Funktionspotential. Ebenso wie etwa Sport-instrumente (mit ihrer Af nität zur Athletik) befragen wir kulturale Medien nicht nach ihrer vermeintlichen Logik, sondern nach ihrem gymnasischen Vermögen (für Gymnopädien). Man befragt ihre diesbezügliche technische Fertigkeit als Auslage 17 Jegliches kulturale Procedere stößt auf die Restwurzeln von eingeborenen Vermögen, Kompetenzen, die ursprünglich einmal grav in der Menschenkreatur ausgeprägt waren: auf das set von epigeneti -schen Regeln des moralischen Sinns und des kulturalen Sinns, welche in Korrespondenz zueinander stehen (Regeln sind hier: Regungsstrukturen eines Begehrens, das zur Geltung kommen will).