Weder Nomos noch Logos: Melos 201 Grob gesagt: von der archaischen Schwerblütigkeit über die existenziale Tragik der antiken Welt und die Melancholie der Neuzeit zur tragisch-ironischen ›Heiter-keit/Celebrität‹ des posthistoire (Austerität). So wie sich auch die Genese der Kul-turtechnik wandelt: von den Riten über die ironische Tragödie und die Kunst bis zur experimentellen kulturalen Ingenieurskunst.Medien stehen unter der Forderung nach solcher (ungefährer) Authentizität: dass sie sich auf den je mutierten Stand der Tragwerkskräfte und der Emphase ver-stehen. Wahren sie halbwegs eine solche » Authentizität « , dann verstehen sie sich auf uns, ihre Gymnopädien ef zieren ›Spuren/Anwandlungen‹ von Lösung, von rell-physischer absolutio (Lethe, Katharsis, ecology of mind).» Ja, dieses delirös angedrehte Medium versteht uns/vergibt uns « ; jede Anzie-hung ist in dieser Emp ndung begründet, die nicht an die Affekte gerichtet ist oder an die Animation, sondern an die Anmutung der inneren Pathik.X Man muss konstatieren, dass die kulturalen Medien im sozialen Evolutionsprozess zweifellos immer mehr in Rückstand geraten, dass sie immer mehr geschwächt wer-den in ihrer Wirkmöglichkeit und in ihrer Reichweite. Und beim hochgesteigerten Zustand von horizontaler wie vertikaler extremer Ausdifferenzierung (in komplexe zivilisatorische Heterarchie nun) erreicht das Fraktal der kulturalen Medien mit halbwegs gelungener Authentizität auf die Zeitgenossenschaft wohl nur noch die disperse Gruppe eines adäquaten elaborierten Sozialmilieus, die Arrièregarde der Avantgarde. Das delirious computing ist zum einen eine vorbereitende Technik kommender Selbst-Curatierung für diese kleine kulturelle Arrièregarde; zum ande-ren treibt es selbst weiter auf die gänzliche Eröffnung nuklearer Kulturtechnik zu. Das ist, wenn dem so sein sollte, nicht mehr als metaphorisches Tun zu deuten; viel-mehr nimmt der Zug vom Zeichen zur Handlung innerhalb der Kunst eine rigorose Wendung, der sich auch die wissenschaftliche Beobachtung (so sie noch möglich ist) nicht entziehen kann. Nach der Semiotik, nach der Hermeneutik, nach der Meta-phorik könnte nun also ein mantischer Empirismus helfen, der Musik so auf die Spur zu kommen, dass das Spüren dabei nicht verloren geht.