Metaphern sind » Brotverwandlungen des Geistes « – Gastrosophische Überlegungen aus musikpädagogischer Perspektive Metaphern sind » Brotverwandlungen des Geistes « Jürgen Oberschmidt Dichter sind bildende Künstler ›Der Morgen erwacht‹. Es giebt keinen Morgen; wie kann er schlafen? Es ist ja nichts, als die Stunde, wenn die Sonne aufgeht. Verfucht! Die Sonne geht ja nicht auf; auch das ist ja schon Unsinn und Poesie. O dürft’ ich nur einmal über die Sprache her, und sie so recht säubern und ausfegen! O verdammt! Ausfegen! Man kann in dieser lügenden Welt es nicht lassen, Unsinn zu spre-chen!1 Dichter sind bildende Künstler, die mit den zahllosen Farb- und Formnuancen ihrer Sprache die Phantasie und Assoziationen ihrer Leser anregen, um Einzigartiges und Außergewöhnliches zu sagen. Dabei nutzen sie allerlei Zierrat, um die Sinne anzu-regen: » Viel lügen die Dichter « 2 – und es ließe sich hinzufügen, Dichter lügen, und sie wissen, dass sie lügen. Dieser Vorwurf gehört einerseits seit der Antike zum » Standartrepertoire der epistemologischen Kunstfeindschaft « .3 Andererseits sind die Dichter, die wissentlich lügend durch den Tag wandern, dem Wissenschaftler einen Schritt voraus: Wenn sie sich dem Unbegreifichen nähern, dies zu begreifen suchen und danach streben, dieses mit ihrer reichen Metaphorik in Worte zu fassen.Ludwig Tieck hat in ironischer Weise dargestellt, wie nun solch ein bildender Künstler resignativ-dichtend und lügend durch den Tag wandelt – und dies gerade dann, wenn er verzweifelt versucht, die Wahrheit zu sagen, wenn er danach strebt, sich von seiner dichterischen Sprache zu lösen, uneigentliche Wörter durch eigentli-che zu ersetzen, um in einer metaphernlosen Sprache die Wirklichkeit zu benennen 1 Ludwig Tieck, Die Gemälde, Schriften, Berlin 1852, Bd. 17, S. 84.2 Aristoteles [Solon zugeschrieben], Metaphysik, nach der Übers. von Herman Bonitz, Hamburg 1995, 983, a3.3 Kai Hammermeister, Kleine Systematik der Kunstfeindschaft. Zur Geschichte und Theorie der Ästhetik, Darmstadt 2007, S. 90.