Metaphern sind » Brotverwandlungen des Geistes « 215 lebnisse « und » keine objektivierbare Hörgestalten « 54 , lediglich Anregungen, um das Entstehen eigener Bilder zu befördern: » Hören Sie also mit gleichschwebender Auf-merksamkeit und achten Sie auf ihre inneren Resonanzgefühle oder Phantasien.« 55 Episode 1 Das Orchester beginnt wahrhaft mütterlich mit einer weichen wiegenden Streicherbewegung, die den harmonischen Hintergrund bildet, aus dem her-aus sich die schlichte und kindliche Melodie des Klaviers entwickelt. Eine an-genehme Harmonie des Miteinanders entfaltet sich vor dem Hörer, die eine ausgesprochen beruhigende Wirkung ausübt. Vor allem das Orchester scheint sensibel zu erspüren, wie es sich harmonisch, klanglich und rhythmisch zu verhalten hat, um optimal den Bedürfnissen eines Säuglings nach einem siche-ren und vertrauensvollen Gehaltensein zu entsprechen. Nicht das einzelne ›Ich‹, sondern das ›Wir‹, also die Erfahrung des Zusammenseins und der har-monischen interaktiven Passung zwischen Säugling und Mutter (synchroner sozialer Modus) stehen in dieser Episode im Vordergrund.Episode 2 Säuglinge lieben die Wiederholung: Ein bestimmtes Spiel muss immer und im-mer wieder gespielt werden, es kann nicht oft genug sein. Aber noch aufregen-der ist es, wenn ein Spiel vom Spielpartner jedes Mal leicht variiert wird: Sei es etwas schneller, oder etwas langsamer, lauter oder leiser etc. Es ist ein großes Glück für den Säugling, wenn er Eltern hat, die bei der Abwandlung von Spiel-sequenzen viel Phantasie besitzen und natürlich auch die entsprechende Aus-dauer aufbringen. Das erleben wir in Episode 2. Das musikalische Spiel aus Episode 1 wird wiederholt jedoch in einer Variation: Das Tempo ist beschleu-nigt, der beiderseitige Pulsschlag und die Erregungskurve erhöht sich, es kommt zu einem lustvollen Aufschaukeln der Gefühle.Im weiteren Verlauf der Analyse wird das Konzept der Mutter-Kind-Matrix weiter ausgebreitet, dabei werden auch kleinste Ausdrucksnuancen auf dieses metaphori-sche Eigenkonzept bezogen: Und allem Anschein nach ist die Mutter in dieser Funktion nicht ›genügend gut‹ gewesen und die Musik in den Episoden 9–12 drückt das Misslingen eines Containments durch die Mutter aus.56 Diese Ängste sind in der Musik der Episode 11 hörbar ausgedrückt. Ich denke dabei besonders an die fahlen schneidenden Klänge bei den Geigen, die sehr außergewöhnlich sind, aber gleichzeitig eine eindrückliche Versinnbildlichung 54 Ebd., S. 49.55 Ebd., S. 49.56 Ebd., S. 55.