Tanz als Metapher in Hans van Manens » Kammerballett « 247 lichkeitsrelevanten Erkenntnissystemen nach Julius Kuhl korrespondiert demnach mit van Manens Konzeptmetapher » Tanz ist Gleichberechtigung « . Synchronizität und Spiegelsymmetrie strukturieren durchaus unser erleben beim Verstehen eines Gegenübers.Nach Lakoff und Johnson beruhen Orientierungsmetaphern auf räumlich struk-turierten Körperwahrnehmungen. Sich wiederholende Erfahrungen einer Balance zwischen gegensätzlichen Affekten, etwa zwischen Freude und Enttäuschung bei der Selbstmotivation oder zwischen Furcht und Trost bei der Selbstberuhigung, un-terstützen nach Julius Kuhl persönliche Reifungs-, Lern- und Entwicklungsprozesse und sind damit grundlegende Bedingungen für die Entwicklung der Befähigung zu reifen Diskursen als Argumentationsprozessen zwischen selbstverantwortlich han-delnden und gleichberechtigten Personen.Einige der aus van Manens Konzeptmetapher » Tanz ist Gleichberechtigung « fol-genden Metaphern würden, wenn wir sie in die dafür eigentlich unzulängliche ver-bale Sprache übersetzen wollten, heißen: Männer und Frauen sind gleichberechtigt, Raum und Zeit sind gleichberechtigt, Nähe und Distanz sind gleichberechtigt, Hö-ren und Sehen sind gleichberechtigt, alle an mehrdimensionalen und affektiv kom-plexen Körperbewegungen beteiligten Raumebenen (Horizontale, Vertikale und Sa-gittale) und ihre Übergänge sind gleichberechtigt, alle Verbindungen zwischen frei-em und gebundenem Muskelspannungsfuss (d. h. alle denkbaren Formen der Arti-kulation in Musik und Bewegung) sind gleichberechtigt, alle Tempi und ihre Über-gänge sind gleichberechtigt, Spannung und Entspannung sind gleichberechtigt, Leichtigkeit und Kraft sind gleichberechtigt, Ruhe und Bewegung sind gleichbe-rechtigt, negative und positive Emotionen und Affekte von Menschen sind auch in schwierigen Lebenssituation und beim Argumentieren und Diskutieren gleichbe-rechtigt. Van Manens Konzeptmetapher » Tanz ist Gleichberechtigung « entspricht den antagonistisch wirkenden Persönlichkeitssystemen und den mit ihnen verbundenen Affekten in der PSI-Theorie von Julius Kuhl. Dieser Kontakt der Affekte ermöglicht den Austausch zwischen den genannten vier Erkenntnissystemen: der analytischen Objekterkennung und dem ganzheitlichen Extensionsgedächtnis sowie dem analyti-schen Absichtsgedächtnis und der ganzheitlich-kontextsensiblen Ausführungsregu-lation. Ein gelungener Pas de Deux ›als getanzter Diskurs‹ ist dem geschulten Blick wie dem mit Empathie begabten Zuschauer erkennbar an der gleichberechtigten Be-teiligung aller vier persönlichkeitsrelevanten Erkenntnissysteme.Aus der Sicht des psychologisch und neurobiologisch gut fundierten Pesso-Boy-den System Psychomotors, eines in den 1960er Jahren in den USA entstandenen, seither beständig weiter entwickelten und inzwischen in Europa weithin anerkann-ten psychotherapeutischen Verfahrens, ist Jochen Schmidts Sicht auf Spiegelsymme-trien in van Manens Balletten ebenfalls neu zu überdenken. Die Entdeckung der Spiegelneurone durch Rizzolatti und andere machte deutlich: » Um aus einem Sin-nesreiz eine Wahrnehmung werden zu lassen, ist neben dem sensorischen ebenso der motorische Apparat notwendig. ›Wir sehen mit den Händen, Armen und Bei -