Tanz als Metapher in Hans van Manens » Kammerballett « 253 handlungsleitend ist, das Ensemble sich also in einem aufmerksamen, abwartenden und er-spürenden Wahrnehmungsmodus beKndet, während die Solistin präfrontal linkshemisphä-risch und intentional den musikalischen Zeitpunkt zum Beginn ihres Solos erwartet.Das noch immer sitzende Ensemble beginnt nun mit einer dreifachen, die Füße über den Bo-den gleitenden Bewegung der Beine vor und zurück. Der rechte Fuß wird vorgeschoben, der linke gleichzeitig zurückgezogen, ohne den Boden zu verlassen. Diese Bewegung wiederholt sich gegengleich (links vor, rechts zurück) und endet, indem der rechte Fuß in Richtung der Solistin vor, der linke Fuß in Richtung des Hockers zurückgestellt ist. In dieser Fußstellung (rechts vor, links zurück) richtet sich das noch immer sitzende Ensemble plötzlich zum Stand auf, die Knie zunächst leicht gebeugt, dann mit einem musikalischen Akzent synchro-nisiert durchgestreckt. Die für den Zuschauer überraschenden und raschen Fußbewegungen des Ensembles folgen erstmals geraden Raumwegen der Sagittalen, auch Radebene genannt. Es ist die Raumebene für entschlossene Bewegungen in Richtung auf ein Objekt oder eine Person, hier die Bereitschaft zum Eingreifen zu einer helfenden, die Solistin unterstützen-den Handlung signalisierend; spontaner Ausdruck einer zwischenmenschlichen Solidarität aus Empathie und Einfühlung in einer für die Solistin enttäuschenden Lebenssituation, dann beim Hinsetzen Zurücknahme aus Einsicht in die Notwendigkeit, Abstand zu wahren und abzuwarten: eine Geste vollkommenen Respekts und zwischenmenschlicher Rücksicht-nahme. Doch deutet nicht allein die Gerade, sondern auch der rhythmisch leicht unregelmä-ßige Wechsel zwischen freiem und gebundenem Muskelspannungsfuss auf eine sich bah-nende Verbindung des für die zwischenmenschliche Kommunikation und die Einfühlung zuständigen Extensionsgedächtnisses zur parietal linkshemisphärischen Objekterkennung als zweitem bewegungsleitenden System des Ensembles. Das Ensemble wird plötzlich unru-higer, angespannter. Die sich steigernde Tendenz des Ensembles zur Anspannung und Un-ruhe spricht deutlich von einem Hemisphärenwechsel von rechts vorn (Extensionsgedächt-nis) nach links hinten (Objekterkennung), der von einem Ausdruck ängstlicher Besorgnis begleitet wird.Beim raschen Aufstehen des Ensembles blieb der linke Fuß gegenüber dem rechten um eine Fußlänge nach hinten verschoben. Während das Ensemble seine Knie, von einem musikali-schen Bewegungsimpuls geleitet streckte, begann die Solistin, ihre rechte noch immer nach unten weisende Hand an ihrer rechten Körperseite vom Oberschenkel über die Hüfte bis zur Augenhöhe nach oben (in Kopfrichtung) zu ziehen. Mit der rechten Hand an der rechten Wange angekommen, wendet sie ihren Kopf vom ausgestreckten ZeigeKnger ihrer rechten Hand geführt (aus ihrer Sicht) ein Achtel nach links. Gesicht und Blick sind wie zuvor leicht nach unten geneigt. Anschließend schiebt sie die nun geöffnete rechte Hand über die rechte Körperseite nach unten in Richtung ihrer Hüfte, die dabei nach links ausgestellt wird. Der rechte Ellbogen zeigt nach rechts. Der Körper öffnet sich der Vertikalen: das bewusste Ich weitet sich. Der Blick ist am Ende der untersuchten Bewegungsfolge (bei 19:05 Minu-ten, nach insgesamt nur 23 Sekunden) nach rechts vorne auf die rechte Hand gerichtet. Die rechte Schulter der Solistin zeigt nach rechts vorne abwärts, die linke nach links hinten auf-wärts. In einem weiten Bogen wirft sie ihre rechte Hand vom Körperzentrum ausgehend und von der rechten Schulter geführt in einer stark beschleunigenden Bogenbewegung nach