254 Bernhard Müßgens rechts oben. Der Muskelspannungsfuss ist nun frei, die Verbindung zwischen intentionaler (linker präfrontaler Hemisphäre) und intuitiver Verhaltenssteuerung (rechter parietaler He-misphäre) ist gebahnt. Die Person wirkt wie von einer die Affekte beherrschenden Kontrolle befreit. Ihr eigentliches Solo beginnt.Das Ensemble setzt sich zu Beginn der oben beschriebenen Streichbewegung der rechten Hand der Solistin entlang ihrer rechten Körperseite aufwärts aus seinem kurzzeitigen Stand zurück auf seine Hocker. Während sie ihre rechte Hand in Hüfthöhe aufwärts zieht (bei 18:54 Minuten) wechselt das Ensemble von der Schrittstellung der Füße (rechter Fuß vor, linker zurück) in die aufrechte Sitzposition vom Anfang der Szene zurück. Die Füße sind nun wieder geschlossen, die Hände wie zuvor (vgl. 18:42 Minuten) auf den vorderen Ecken der Hocker locker abgelegt. Während die Solistin ihren gestreckten rechten ZeigeKnger in Brusthöhe über ihre rechte Körperseite bewegte, führte das Ensemble eine zweite Kopfdre-hung aus (Beginn bei 18:55 Minuten), bei der nun der Oberkörper mehr als bei der ersten Kopfdrehung in die Kreisbewegung einbezogen und dabei in der Bewegungsrichtung ge-neigt wurde. Während die Solistin die rechte Hand in Kopfhöhe hält, nach links unten und gleich anschließend zurück nach rechts schaut, spreizt das Ensemble die Beine im Sitzen. Die Knie bleiben dabei im rechten Winkel, die Füße am Boden. Alle Ensemblemitglieder beu -gen synchron den Oberkörper zwischen den Oberschenkeln nach unten, bis die Hände den Boden berühren (18:58 Minuten) und ziehen anschließend mit Unterstützung der sich vom Boden abdrückenden Hände den Oberkörper in gebundenem Fluss zurück in die aufrechte Sitzposition. Während die Solistin ihre geöffnete und auf ihre rechte Körperseite gelegte rechte Hand am Körper entlang nach unten führt, streckt das Ensemble zunächst das rechte Knie nach rechts außen, dann das linke Knie nach links. Die Hände werden dabei über die Oberschenkel bis zur Überstreckung der Knie nach rechts geführt. Dann folgt eine kontra-punktische Gegenbewegung von geschlossenen Knien und geschlossenen Händen (19:02 Minuten). Die Blicke aller Ensemblemitglieder richten sich in einer ebenfalls räumlich ge-genläuKgen, leicht gespannten Kreisbewegung von Händen und Knien nach der Richtung der Knie (zunächst also nach rechts). Nach dem einleitenden ruhigen, achtsamen und erspü-renden Modus des Extensionsgedächtnisses ist das Ensemble nun in eine veränderte, ten-denziell verunsicherte Grundstimmung geraten. Erstmals wendet es die Körperfront von der Solistin ab, den gesamten Körper in kniender Haltung nach links gewendet, dreht sich dann im Halbsitz nach rechts um die jeweiligen Hocker. Sie beginnt mit ihrem Solo. Das Ensem-ble bleibt in einer um die Körpermitte nach rechts überstreckten Körperhaltung in erhöhter Anspannung, nunmehr selbst präfrontal, linkshemisphärisch intentional abwartend, gleich-sam kanonisch einsetzend die psychophysische BeKndlichkeit der vom Beginn der Szene So-listin aufgreifend, während diese nun deutlich rechtshemisphärisch parietal und inferotem-poral agiert: Ihrer motorischen Intuition und Bewegungsfreude nachgibt.In dem nur 23 Sekunden dauernden Abschnitt am Beginn der h-Moll-Sonate von Domenico Scarlatti aus Hans van Manens » Kammerballett « wurden alle vier per-sönlichkeitsrelevanten Erkenntnissysteme nach Julius Kuhl sichtbar. Die Solistin nahm vom Intentionsgedächtnis ausgehend den Kontakt zu ihrer intuitiven Verhal-tenssteuerung auf, während zeitgleich in spiegelbildlicher Gegenbewegung (gemäß