Von der Musik zur Erfahrung von Welt und aus der Welt ins Innere der Musik 261 mein « bedeutet hier nicht » für alle geltend « , sondern ›ins Allgemeine, Grundsätzli-che, Elementare ausstrahlend‹ (also nicht à la Klafki, sondern eher à la von Hentig).Oberschmidt hat ausführlich erörtert und sich dabei auf Lévi-Strauss gestützt, dass, die Metapher als eine » Zweibahnstraße « funktionieren könne, in der ein Sach-verhalt und die mit ihm bezeichnete Metapher sich gegenseitig erklären.10 Mit der Möglichkeit, mit Hilfe von Metaphern die gemeinte ›Sache‹ zu verstehen, ist auch die eigentliche Bedeutung der Metapher selbst zu verstehen. Mich interessiert je-doch nicht die Einsicht in diese » Zweibahnstraße « , sondern vielmehr die Doppelrol-le, die eine Metapher im pädagogischen Gebrauch übernehmen kann,11 z. B.:–Mit der Formulierung » ein kühner Sprung « kann ich eine bestimmte musi-kalische Wendung (besser) verstehen.–Unter dem Eindruck dieser musikalischen Wendung kann ich vielleicht auch verstehen, was » kühn « und » Kühnheit « (allgemein) überhaupt sind.Diese Möglichkeit erörtere ich im Folgenden an vier metaphernhaltigen Texten, die aus der Beschäftigung mit Musik in Laienseminaren entstanden sind. Meinem Dik-tum gemäß sind die Texte einerseits als Ganzes als Metaphern zu verstehen. Ande-rerseits enthalten sie auch im Einzelnen eine Fülle von metaphorischen Wendungen. Das Verstehen von Musik mit Hilfe von Metaphern geht von der (bei Lakoff und Johnson erläuterten) De nition aus, dass in Musik gefasste Verstehenskonzepte in Verstehenskonzepte aus anderen Bereichen hinübergetragen werden, von jener De- nition also, die an die berühmte Erläuterung von Aristoteles anknüpft. Ich unterscheide also zwei mögliche Arten des Umgangs mit Metaphern, d. h. der Übertragung einer Sache oder eines Vorgangs auf einen anderen Bereich:1)Ihr Gebrauch und ihre Erörterung können zu einer genaueren Konzentra-tion auf eine Sache (einen Vorgang) verhelfen. Wie sehr das gelingt, hängt von Sprachgewandtheit und -phantasie ab, die auf ihre Nuancen und De-tails und auf ihre genauere Bestimmung achtet.Das ist der Weg ins Innere einer Sache mit Hilfe von Metaphern.2)Ihr Gebrauch öffnet eine Sache (einen Vorgang) aus der Enge des Einzel-dings in die Weite von Bedeutungen, insofern vergleichbare Dinge oder Er-scheinungen und Weisen des Erlebens und Verstehens zur Sprache kom-men (zum Bewusstsein, in den Blick).Das ist der Weg von der metaphorisch benannten Sache in die Weite anderer Berei-che (der Erfahrung von Welt).Das Verstehen und das vertiefte Erleben können als Spiel oder als Balance zwischen zwei Bereichen beschrieben und betrieben werden:10 Jürgen Oberschmidt, Mit Metaphern Wissen schaffen, Augsburg 2011, S. 92 – 96.11 Eco, 1992, S. 211: » Die Metapher zwingt uns, über das Universum der Intertextualität nachzudenken, und macht zugleich den Kontext mehrdeutig und auf vielfache Weise interpretierbar.«