262 Christoph Richter 1.Durch Metaphern werden der Eindruck und die Wirkung einer Sache oder eines Vorgangs bildkräftig veranschaulicht und erläutert:Der Bass vollzieht einen unerwarteten Sturz in die Tiefe.Das übergroße Intervall des Kontrabasses wird in seiner Wirkung als etwas Unerwartetes erlebt. Die Kenntnis des hierfür benutzten Intervalls vermag die volle Wirkung der musikalischen Wendung nicht deutlich zu machen.2.Metaphorische Beschreibungen und Erläuterungen zeigen Ähnlichkeiten auf. Sie öffnen das Verstehen und Erleben einer Sache durch Ähnlichkeits-beziehungen.Die Klarinettenmelodie steigt vorsichtig und zögernd Stufe für Stufe abwärts.Der Vorgang wird nicht nur musikalisch-technisch erlebt und verstanden, sondern auch als gefühltes und vorgestelltes Erlebnis, das man beim Trep-pensteigen z. B. im Dunkeln haben kann und dass als Erfahrung schon be-kannt ist.Beide Metaphernverwendungen sind nur möglich, wenn und weil es jeweils ein verbindendes allgemeines Drittes gibt, das für die Sache und die metaphorische Übertragung (als ein Prinzip) zutrifft. In den beiden Beispielen sind das a) die Er-fahrung des Unerwarteten, und b) die Vorsicht in bestimmten Situationen.IV – Beispiele Beispiel 1: Johannes Brahms, Klarinettenquintett op. 115, der zweite Satz Ich habe, um Antworten auf die Fragen nach der Wirkung und nach dem Verste-hensgewinn metaphorischen Denkens zu bekommen, eine Anregung aus Seminaren » für Laien und Liebhaber « aufgegriffen, die ich seit einigen Jahren anbiete. Die meisten Teilnehmer können oder wollen die gehörte und zu besprechende Musik nicht nur » fachgerecht « beschreiben. Sie erörtern das Gehörte lieber in ihrer Wir-kung oder mit Hilfe von Bildern und Vergleichen, und mir bleibt die Aufgabe, als Dolmetscher zwischen ihnen und der Musik zu fungieren, auch ihren Fachaspekten. Als erstes Beispiel wähle ich den zweiten Satz aus dem Klarinettenquintett op. 115 in B-Dur von Johannes Brahms. Der metaphorische Text ist auf folgendem Weg entstanden:–Nach mehrfachem Hören sammelten die Teilnehmer Eindrücke und Fak-ten.–Die Eindrücke und Fakten wurden befragt, näher geklärt und schließlich nach ›objektiven‹ (objektivierbaren) und ›subjektiven‹ Aussagen sortiert. Dabei waren die Sammlung und Diskussion stark metaphorisch durchsetzt.