Metapherntheorie als musikologisches Refexionsmodell 275 Im Falle des Finale-Themas entsteht, wie er schreibt, » the cognitive task in accomo-dating the two [elements] to a larger signi cance « .9 Für die Metapher dieses The-mas ergäbe sich dann die Vorstellung eines pastoral beeinfussten Sieges (» a pas-torally infected victory « ), im Kontext der gesamten Sonate op. 101 die Idee eines nach innen gekehrten, geistigen Sieges.10 Abb 1.: Beethoven Klaviersonate op. 101, Übergang zum Finalsatz (zit. n. Hatten 1995, S. 382.)Mit dem Ansatz, Grundelemente sprachlicher Metaphern direkt in exponierten mu-sikalischen Themenstrukturen Beethovens wieder zu nden und als verbale Cha-rakterisierungen hermeneutisch zu konkretisieren, bleibt Hatten einerseits im tradi-tionellen Rahmen, denn er hält am Modell der Metapher als einer herausgehobenen rhetorisch- gurativen Zeichenverbindung fest und geht nicht den kognitionstheore-tischen Weg von George Lakoff und Mark Johnson, die Metapher als Grundmodus des Denkens auf alle Bereiche auszudehnen. Andererseits gelingt es Hatten gerade mit dieser eher orthodoxen und sprachorientierten Übertragung in den Begriff einer musikalischen Trope, die De zite einer Relativierung des Figurcharakters der Meta-pher zu vermeiden. Der restriktive Charakter seiner Übertragung betrifft auch die Beschränkung auf einen kompositorisch-individualisierten Stil innerhalb einer be-stimmten historischen Epoche und arbeitet damit einer universalistischen Anwen-dung entgegen – ein großer Vorteil, wenn man die Metapher als musikanalytisch fruchtbares Refexionsmodell etablieren möchte. 9 Hatten 1995, S. 383.10 Ebd.