296 Gerhard Schmitt dieses zustande kommt und dem Menschen zur Verfügung steht. Nimmt man die Metaphern in naturwissenschaftlichen Texten mit den Mitteln der kognitiven Lin-guistik genauer unter die Lupe, lassen sich kognitive Metaphernmodelle nachweisen, die » alle Phasen des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses « durchziehen. Die Le-xemmetaphern auf der sprachlichen Oberfäche, ihr linguistisches Pendant, sind ge-wissermaßen die Spitze eines unterhalb der Bewusstseinsschwelle latent aktiven Kognitionsmodells. Für die Musiktheorie könnte es also höchst nützlich sein, nähe-res über die ihr zugrunde liegenden Kognitionsmodelle zu erfahren. Dies ermutigt zu dem Schritt, die Musiktheorie methodisch wie inhaltlich zu erweitern, in Diszi-plinen hinein, die sich interdisziplinär verzahnen.Eine geradezu » explosionsartige Erweiterung « der Berührungspunkte zwischen Musiktheorie, Musikpsychologie und Kognitionswissenschaften ist denn auch seit geraumer Zeit bereits zu beobachten.5 Man könnte das Kriterium der Objektivität gänzlich in Frage stellen, angesichts der Absolutheitsansprüche von Modellen, die in der Vergangenheit zu Problemen bei der Theoriebildung und ihrer praktischen Einlösbarkeit führten. Sinnvoller jedoch scheint es, den Prozess der Erkenntnisbil -dung bei der Arbeit mit expliziten Modellen und Theorien neu zu begreifen.6 Abb. 1: Drewer, kognitives Metaphernmodell 5 Christian Utz im Vorwort des Herausgebers, in: (ders.): Musiktheorie als interdisziplinäres Fach. 8. Kon-gress der Gesellschaft für Musiktheorie Graz 2008, Saarbrücken 2010, S. 9–12 (hier S. 11).6 Drewer 2003, S. 49.