302 Gerhard Schmitt Abb. 3: Frédéric Chopin, Prélude A-Dur op. 28,7 und Phrasierungsanalyse nach Cone. (in Utz 2010, S. 268)Zu sehen ist die graphische Darstellung des Phrasierungsverlaufs über die ersten sechzehn Takte. Sie weist eine Unterteilung in Vorder- und Nachsatz auf (1a) sowie eine in paarweiser Darstellung (1b).23 Ihr Autor versteht sie als Metaphernmodell, das » musikalische Funktionen « bezeichnet. Auch ist die Rede von einer » Ballwurf-geste « . Sie erfüllt, wenn auch mit kritischen Anmerkungen versehen, prinzipiell die Bedienungen einer Theorie, nämlich die » Reduktion beobachtbarer Phänomene auf allgemeinere Prinzipien « .24 Sie vermittelt ferner zwischen zwei musikalischen Di-mensionen, Formanalyse und Aufführungspraxis, so dass man im Sinne Spitzers von einer basic-level category sprechen kann. Da der Autor von sich aus den Begriff Gravi-tation ins Spiel bringt, liegt das metaphorische Konzept MUSIK IST GRAVITATION vor. Viel interessanter aber noch ist das Aufeinandertreffen phänomenologisch un-terschiedlicher Symbolsysteme. Dies sind neben den zwei graphischen Denotatio-nen mit ihren expliziten Zeichen (Noten und Akzentsymbole) auch die präsentati-ven Symbole der klanglichen Vorstellung von dem Stück sowie die Realisieren des Stücks beim Spielen. Die Wahrnehmung fokussiert Merkmale, die sie zueinander im Bezug setzt. Dies ist eine prinzipielle Arbeitsweise bei der Repräsentation von Wis-sen in den mentalen Modellen. Dabei spielt die Merkmalsähnlichkeit eine struktu-23 Vgl. Edward T. Cone, Musical Form and Musical Performance, New York 1986.24 Cook (in Utz 2010, S. 266ff). Cook geht allerdings einer anderen Frage nach. Seine weiteren Überlegun-gen gelten der kritischen Betrachtung theoretischer Modelle der Interpretation, die man nicht verab-solutieren sollte.