Aufstieg und Fall des begriffsgeschichtlichen Paradigmas – Zur Sprache der musikalischen Analyse zwischen Metapher und Begriff Aufstieg und Fall des begriffsgeschichtlichen Paradigmas Jürgen Oberschmidt » Wo klare Begriffe fehlen, dient die Geschichte der Begriffe und Ideen als Ersatz.« 1 Begriffsgeschichtliche Schürfarbeiten: » Pyramiden des Geistes « Von Begriffsgeschichten umstellt, sitze ich am Schreibtisch. Links hinter mir, in unmittelbarer Reichweite und mit den stahlblauen Tönen des Umschlags küh-le Objektivität versprechend, halten die zwölf Bände von Joachim Ritters » His-torischem Wörterbuch der Philosophie « (mit von links nach rechts abfauen-den Gebrauchsspuren) eine alphabethisch parzellierte Summe von zweiein-halb Jahrtausenden westlichen Denkens parat. Vor mir, auf Bodenhöhe und am unteren Rand des Blickfelds, stehen achtbändig in solidem Rot die von Otto Brunner, Werner Conze und vor allem Reinhard Koselleck gesammelten » Ge-schichtlichen Grundbegriffe « , zur Verfügung für Momente pointiert histori-schen Orientierungsbedarfs. Der Platz rechts gehört den fünf Teilen des Wör -terbuchs » Ästhetische Grundbegriffe « , in elegantem Anthrazit, wie es dem Thema gebührt. […] In der Kartographie meiner Regalwände wirken diese Bü-cher wie Pyramiden des Geistes.2 Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, selbst an der Vermessung der Begriffe maßgeblich beteiligt, beschreibt hier Aufstieg und Fall des Objektivität ver-sprechenden » begriffsgeschichtlichen Paradigmas « 3 und fügt in der Kartographie seines Arbeitsplatzes gar weitere begriffsgeschichtliche Enzyklopädien seiner Nach-bardisziplinen an. Der geneigte Leser wird sich als geübter Metaphorologe jedoch 1 Klaus F. Röhl u. Hans Christian Röhl, Allgemeine Rechtslehre, Köln u. a. 32008, § 1 IV, S. 10.2 Hans Ulrich Gumbrecht, Pyramiden des Geistes. Über den schnellen Aufstieg, die unsichtbaren Di-mensionen und das plötzliche Abebben der begriffsgeschichtlichen Bewegung, in: Ders., Dimensionen und Grenzen der Begriffsgeschichte, München 2006, S. 8–36, hier S. 8.3 Ebd., S. 9.