Aufstieg und Fall des begriffsgeschichtlichen Paradigmas 313 treffen, beruht die Tragfähigkeit dieser These letztlich auch auf einem unhistori-schen Gebrauch der Begriffe und der entsprechenden Formkonzepte, den verschie-denen Perspektiven, die mehr als hundert Jahre auseinander liegen, Wechselwir-kungen verschiedener Zustände, die als empirischer Sachverhalt handgreifich wer-den und sich hier nun im Gegenstand treffen.Küsters Analyse fasst also den Gegenstand im Dahlhausschen Sinne als ge-schichtliches Phänomen,21 beruht auf dem (begriffichen) Fundament konventiona-lisierter formaler Konzepte und deren jeweiligen Sinnintentionen, die – wie jedes Modell – bestimmte Eigenschaften eines Gegenstandes hervorheben, andere verber-gen. Auch hier gibt es kein richtig und falsch, sondern allenfalls Grade der Ange-messenheit. Deutlich wird hier, dass sich begriffiche Verhärtungen auch in der mu-sikalischen Analyse als Fallgruben erweisen können, wenn uns die etablierten Kon-zepte – mit Wittgenstein gesprochen – » gefangen « halten und wir uns darauf besin-nen sollten, dass wir ihnen nicht hoffnungslos ausgeliefert sind.In dem empirisch-induktiven Vorgehen werden hier die Probleme offenkundig, wenn es darum geht, von der konkreten Beobachtung zur Theoriebildung zu gelan-gen. Hier wird versucht, mehrere (historische) Perspektiven zugleich auf den Ge-genstand einzunehmen und sich von einer deduktiven Vorgehensweise mit Voran-nahmen, die es lediglich zu überprüfen gilt, zu lösen: Zusammengeführt wird in dieser Analyse zunächst der Standort des Analysierenden, eine Ansicht aus zurück-liegender Lehrperspektive und jener Zugriff aus der Perspektive des Schaffenden. Offene Deutungsmuster, die nicht in eine befriedigende Lösung des angesproche-nen Problems führen.21 Vgl. Anm. 11.