Aufstieg und Fall des begriffsgeschichtlichen Paradigmas 317 an Begriffen und der Zuordnung einzelner Motivglieder; die ihnen zugrunde lie-gende » Leitvorstellung « 26 der metaphorischen Konzepte bleibt hier außen vor.Auf dem Weg zu einer Emanzipation der » Figur des Wissens « 27 : Das Wörterbuch der philosophischen Metaphern Metaphern werden seit jeher aus den Begriffsgeschichten ausgesperrt, auch im His-torischen Wörterbuch der Philosophie wird als gesichertes Ergebnis angeführt, was nicht ausgefochten erscheint und unter dem Vorwand forschungspraktischer Grün-de selbst nicht repräsentiert wird:Der Herausgeberkreis hat, nicht leichten Herzens, darauf verzichtet, Meta-phern und metaphorische Wendungen in die Nomenklatur des Wörterbuches aufzunehmen, obwohl ihm klar war, daß, wie H. Blumenberg gezeigt hat, gera-de die der Aufösung in Begriffichkeit widerstehenden Metaphern ›Geschichte in einem radikaleren Sinn als Begriffe‹ haben und an die ›Substruktur des Den-kens‹ heranführen, die die ›Nährbodenlösung der systematischen Kristallisa-tionen‹ ist. Der Grund dieses Verzichtes war die Einsicht, daß damit das Wör-terbuch bei dem gegebenen Stand der Forschungen überfordert würde und daß es besser sei, einen Bereich auszulassen, dem man nicht gerecht werden kann, als sich für ihn mit unzureichenden Improvisationen zu begnügen.28 Diesen antimetaphorische Refex, der hier formal damit begründet wird, ein ohne-hin umfangreiches Arbeitspensum bewältigen zu müssen, hat Anselm Haverkamp als aggressive Abwehrhaltung beschrieben, denn Metaphorologie hätte das Unter-nehmen nicht nur umfänglich » gesprengt « , sondern » insgesamt erledigt.« 29 Das Verhältnis zwischen Metapher und Begriff ist längst nicht hinlänglich geklärt, der Streit, dem man aus dem Wege geht, scheint nicht ausgetragen: Da es » eine Grenze zwischen Begriffen und Metaphern gar nicht gibt « 30 , changiert die Argumentation zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite ndet im Anschluss an Nietzsche eine De-konstruktion der Begriffe statt,31 die ihre metaphorischen Ursprünge entlarvt, auf der anderen Seite gibt Jacques Derrida zu bedenken, ob nicht alle Metaphern 26 Blumenberg, 1999, wie Anm. 13, S. 91.27 Ralf Konersmann, Hrsg., Wörterbuch der philosophischen Metaphern, Darmstadt 2007, S. 8.28 Joachim Ritter im Vorwort zum Historischen Wörterbuch der Philosophie, Darmstadt 1971, S. IX.29 Anselm Haverkamp, Metaphorologie zweiten Grades. Unbegriffichkeit, Vorformen der Idee, in: Meta-phorologie. Zur Praxis von Theorie, hrsg. von Anselm Haverkamp u. Dirk Mende, Frankfurt 2006, S. 237–255, hier S. 239. Die Frage, ob Blumenbergs Programm einer Metaphorologie nun ausgesperrt oder stets präsent ist, diskutiert Gottfried Gabriel in seiner Besprechung von Anselm Haverkamp, Meta-pher. Die Ästhetik in der Rhetorik. Bilanz eines exemplarischen Begriffs, München 2007, in: Zeitschrift für Ideengeschichte II/2 (Sommer 2008), S. 121–125.30 Gottfried Gabriel, Kategoriale Unterscheidungen und » absolute Metaphern « . Zur systematischen Bedeutung von Begriffsgeschichte und Metaphorologie, in: Metaphorologie. Zur Praxis von Theorie, hrsg. von Anselm Haverkamp u. Dirk Mende, Frankfurt a. M. 2009, S. 65–84, hier S. 66.31 Hierzu: Jürgen Oberschmidt, » Ein bewegliches Heer von Metaphern « – Betrachtungen zum metapho-rischen Sprechen im Musikunterricht im Anschluss an Nietzsches erkenntnistheoretischer Skepsis, in: Reden über Kunst. Projekte und Ergebnisse aus der fachdidaktischen Forschung zu Musik, Kunst, Literatur, hrsg. von Johannes Kirschenmann, Christoph Richter u. Kaspar H. Spinner, München 2011, S. 491–506.