- 46 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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und das Gefühl von Hektik (Schnitt, Musik, Dialoge) finden ihre Entsprechung darin, dass drei Jahre im filmischen Kontext innerhalb von nur knapp 13 Minuten erzählt werden, während die Tage der eingeschlossenen Jill in Fabios Wohnungen in Genf und Spoleto fast zwei Drittel der gesamten Filmlänge ausmachen.

Spoleto-Themen Unter dem Begriff Spoleto-Themen sind Takes zusammengefasst, die im letzten Teil des Films vorkommen und teilweise durch ihren Gestus der südländischen Atmosphäre der Bilder entsprechen. Eine Vielzahl von ihnen sind abermals vom Hauptthema abgeleitet. So mutet Take 43 – ein Teil des auf der Soundtrack-Schallplatte mit Thème de vie privée bezeichneten Stückes – wie ein Wiener Walzer an. Er unterlegt die Sensationsschlagzeilen der Zeitungen, die berichten, dass Jill an der Seite von Fabio wieder aufgetaucht ist. Diese Szene gewinnt durch die Musik eine nahezu fröhliche Note. Sie deutet folglich noch nicht auf die fatalen Folgen des Entdeckens für Jill hin.

Take 45 ist ein Nocturne-artiges Klavierstück, das vom B-Teil des Hauptthemas abgeleitet ist. Es symbolisiert die Zuneigung des deutschen Aristokraten Grisha, des einzigen Menschen in diesem Film, den Jill zum wahren Freund hat. Take 48 ist ein rhythmisch kompliziertes Tanzstück (Wechsel von 7/8 und 3/8-Takt), es bildet einen weiteren Teil von Thème de vie privée. Eine Cello-Kantilene mit anschließenden Violinen-Pizzicati (t 51) verdeutlicht die unangenehmen Seiten der Einsamkeit und des Eingeschlossenseins. Zuvor bewirkt Take 48 – während Jills Einsammeln der getrockneten Dessous mittels eines Besenstiels – einen grotesk-komischen Effekt. Auch das folgende Take wirkt erneut (unfreiwillig?) komisch, während Jill durch das Sichtfenster der Tür späht, um sicher zu gehen, dass niemand vor der Tür wartet und dabei gleichzeitig das ›Jagdmotiv‹ erklingt.

Insgesamt betrachtet fällt der ständige Wechsel zwischen Steigerungspassagen, lyrischen Charakterthemen und tragischen Motiven auf, so dass die Stimmung häufig umschlägt. Gerade in diesem Teil des Films wirken somit manche Takes überladen und deplaziert. Die Entwicklung, die zum Streit von Fabio und Jill und der folgenden Katastrophe führt, wird dagegen musikalisch nicht vorbereitet.

Spannungs-/Steigerungsmusik Einige Takes können aufgrund ihrer bestimmten Funktion in dieser Gruppe zusammengefasst werden. Sie dienen allesamt der Spannungserzeugung bzw. Spannungssteigerung. Da sie oftmals nur wenige Takte lang sind, werden sie im Kontext dieser Arbeit nicht näher vorgestellt, zumal die eingesetzten Mittel keineswegs außergewöhnlich sind. Oftmals werden Streicher chromatisch geführt oder Blechbläser mit einem Signal eingesetzt, eine musikalische Ausdrucksweise, die zur Genüge aus anderen Filmen und aus der sinfonischen Tradition bzw. der Programmmusik bekannt ist. Stellvertretend soll an dieser Stelle lediglich auf Take 21 eingegangen werden, das an drei Stellen eingesetzt wird (S 30, 32 und 37).




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