unterstreicht der Bildschnitt seine Ruhelosigkeit und
Ortlosigkeit, indem er Alain mit gewollt falschen Anschlüssen in der Szene regelrecht
dislociert.«131
Hinzu kommt noch die zerrissene, auf der griechisch-chromatischen Tonleiter132
Die Ausdrucksqualitäten der Musik im FilmEs wurden bereits einige musikalische Aspekte angesprochen, die die Klavierminiaturen Saties auszeichnen: die griechisch-chromatische Tonleiter in der III. Gnossienne, die ziellose Melodik, das Abweichen von der traditionellen Funktionsharmonik zugunsten modaler Skalen und Septakkorde. Hinzu kommt noch der Orgelpunkt, der in gerade in den Gnossiennes eine wichtige Rolle spielt. Die eben genannten Merkmale erzeugen zusammen mit dem durchgehend langsamen Tempo und den überwiegend in Moll erklingenden Akkorden ein Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit. Dieser Ausdruckscharakter korrespondiert mit der Kameraführung:
»Die depressive Grundstruktur übernimmt Malle inszenatorisch bis in die Cadrage hinein: Bilder, die keine Öffnung in die Räume, ins Außen bieten, sondern den Charakter einer verschlossenen Welt tragen, in der alle Menschen und Dinge in Horizontalen angeordnet sind, die den Horizont verstellen. [...] Die seriellen, spielerisch schwebenden Klavierstücke Erik Saties, die Malle zu seinem Film montiert, verstärken das Motiv: es ist ein in sich kreisendes Spiel, das sich endlos fortsetzen aber auch jederzeit abgebrochen werden kann, Ausdruck der Lebenssituation Alains [...].«134
Zumeist spiegelt die Musik die innere Handlung des Protagonisten wider. Besonders deutlich wird dieser Aspekt in Szenen, in denen der Charakter der äußeren Handlung von dem der inneren abweicht. Im oben genannten Segment 35 sitzt Alain bei Sonnenschein im Straßencafé und sieht die Passanten vorüberziehen. Diese sind zumeist ausgelassen und gut gelaunt und stellen somit einen Kontrast zum gequälten Gesichtsausdruck des leidenden Alain dar, den ein leichter Verfolgungswahn zu beschleichen scheint: »Alain est malade, malaise, vertige. Déjà avec les Minville, il |