26 Sound und Image: Theorie den. Es konnte analog dazu ein An- und Absteigen der Pulsfrequenz beobachtet werden. Als mögliche Einschränkung dieser Ergebnisse wird immer wieder die Reagibilität genannt, das heißt jene willentliche Entscheidung des Rezipienten, sich auf das Dargebotene psychisch einzulassen oder dies eben nicht zu tun – ob diese Einschränkung auch im Kontext von Medienkonsum oder Rezeption von Fernseh-werbung in diesem Maße gilt, wäre zu diskutieren. Mit Emotionen einhergehende Klanglichkeit ist zum einen in ihrem Ausdruck an körperliches und lautliches Ausdrucksverhalten, zum anderen in ihrer Rezeption an das unmittelbare Verständnis dieses Ausdrucksverhaltens, das eine körperliche Ebene besitzt, gekoppelt. Dies bedeutet Körper, Emotion und Klang stehen in einem engen Zusammenhang, der auf der Ebene der Rezeption und Generierung beob-achtbar ist. Eine Emotion kann definiert werden als » ein komplexes Muster von Verände-rungen, das physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Verhaltens-weisen umfasst « (ZIMBARDO/GERRIG 1999, S. 359). Emotionen beinhalten demnach Komponenten des Körperlichen, der Kognition, des Erlebens, des Ausdrucksverhal-tens und des möglichen Setzens einer Aktion, wobei diese Ebenen ineinander grei-fen. Die Vielschichtigkeit dieses Themenkomplexes spricht unterschiedliche funktio-nale Aspekte emotionalen Erlebens an: auf physiologischer Ebene beispielsweise ein Reagieren des Organismus auf bestimmte, überlebensbestimmende Reize der Um-welt, auf der Ebene des Ausdrucksverhaltens das kommunikative Element. Diese hier angeführten Ebenen von Emotionen werden in unterschiedlichen Emotions-theorien unterschiedlich gewichtet und bilden Ansatzpunkte mittels derer Emotio-nen empirisch beobachtbar werden. In der vorliegenden Arbeit werden Emotionstheorien, deren Hauptansatzpunkt das körperliche, kommunikative und funktionale Element ist, fokussiert.Die Entwicklung der Menschheit und die Entwicklung des einzelnen Menschen sollen im Folgenden im Kontext emotionalen Ausdrucksverhaltens thematisiert werden, nicht außer Acht lassend, dass diese beiden großen Themenkomplexe in-haltlich ineinander greifen. Allgemein stellen diese Theorien die biologisch-funktio-nalistische Bedeutung von Emotionen in den Mittelpunkt und damit die Tatsache, dass Emotionen im Laufe der Evolution überlebensstrategisch wichtige Funktionen übernommen haben. Ein Teilaspekt der Äußerung von Emotionen ist der Laut, ver-bunden mit körperlichem Ausdrucksverhalten und körperlichen Erregungszustän-den. Die Argumentation dieses Kapitels versucht ausgehend von einer Körper-Klang-Koppelung dieses lautliche Ausdrucksverhalten zum einen aus phylogeneti-scher zum anderen aus ontogenetischer Perspektive herauszuarbeiten, basale musi-kalische Ausdrucksmodelle sowie Klangqualitäten zu extrahieren, um schlussend-lich das basale Element Erregung, in seiner Wahrnehmung und seiner Bedeutung für das vorliegende Thema zu fokussieren. Als übergeordnete Theorie wird schließlich Musik als Mediatisierungsphäno-men (vgl. JAUK 2009) formuliert.